Ein Schachsonntag ist - so hofft man es doch zumindest - für den begeisterten Schachspieler ein freudiges Ereignis. Für mich jedoch überschattete eine Erkältung den Spielspaß erheblich, was besonders bedauerlich ist, da wir dieses Mal eine größere Anzahl an Heimspielen auf einmal im Turm hatten. Aber genug von mir, kommen wir zum eigentlichen Geschehen. Angereist war der SK Lehrte, solche Heimspiele lieben wir (für mich wäre hier die Anreise nach Lehrte noch kürzer gewesen), doch andererseits bedeutet es eben auch ein Heimspiel gegen Nordhorn, was wir insgesamt dann mit 5 Auswärtsspielen bezahlen. Die Rollen waren klar verteilt, abgesehen vom Spiel gegen Kirchweyhe werden wir immer die Favoriten bleiben.
Ich hatte gerade meine erste Denkphase nach Abschluss der Theoriezüge vollendet, da hatten wir unsere erste Partie im Prinzip schon gewonnen. Attila nutzte hier eine kleine Taktik, um den Sack zuzumachen:
Brett 6, Attila:
Mein Überblick war dieses Mal eher begrenzt, aber wozu gibt es denn die Partien?
Brett 1, Dennes:
Nach dem kurzen Remis des letzten Spieltages versuchte ich ihn zum Siegen zu motivieren und siehe da: es hat Wirkung gezeigt! Okay, über die Korrelation davon mag man streiten, die Partie selbst war aber eine starke Leistung. Mit taktisch aufmerksamen Blick zwang Dennes dem Gegner einen Doppelbauern auf:
In der Folge war die Verteidigung schwierig und Dennes bewies dann seine Fähigkeiten in der Verwertung.
Brett 2, Stefan:
Schnell ergab sich eine Isolanistellung, doch Stefan drückte den Vorstoß eben dieses Bauern durch und setzte den Lehrter Nachwuchsspieler unter Druck. Auf dem Brett entstand reichlich Chaos, am Ende verzog sich der Rauch und Stefan war einen Bauern oben auf. Doch leider ist im Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern damit nicht viel Staat zu machen. Von zwei Brettern weiter sah es für mich aus wie zwei gute Mehrbauern, doch hinter der Uhr verbarg sich dann der Spielverderber auf a5. Schade, irgendwann wird es aber bestimmt auch mit dem Sieg klappen!
Brett 3, Frank:
Frank spielte erst schnell und dann auf einmal sehr langsam, der weiße Königsangriff hatte da auch schon sehr bedrohliche Formen angenommen. Mir gruselte es sehr, doch Frank behielt nicht nur die Nerven, sondern am Ende auch einen Mehrbauern. Endspiel kann er und sorgte somit ohne weitere Probleme für einen weiteren vollen Punkt.
Hinterher kommt dann der Härtetest und siehe da: was man selbst so sieht ist nichts wert. Der bedrohliche Angriff war überhaupt nicht bedrohlich, dafür hätte es auf altbekannte Art unangenehm krachen können:
Brett 4, Felix:
Vermutlich spulten wir die meisten Züge Theorie ab, doch mein Hirn wollte sich partout nicht daran erinnern, wie es weiter ging. Nach steigendem Bedenkzeitverbrauch gelang es mir der noch vor kurzem angeschauten Vorgängerpartie von Aronian am Brett zu folgen, doch als ich dann abwich wurde es schnell ernst. So langsam gefiel mir meine Position immer weniger und schließlich entschloss ich mich zur Offensive.
Prinzipiell noch spielbar, aber wenn man dann nicht rechnen kann (und leicht war es schon keineswegs mehr), dann erweist sich ein solcher Angriff leicht als Bumerang. So erging es mir, ich konnte noch froh sein, dass mein Gegner den direkten K.O. nicht gesehen hatte. Ohne Zeit erlag ich dann der Halluzination mit dem Minusbauer könne ich das Läuferendspiel nicht einfach so weiter spielen und reichte das Geschenk zurück. Nach der Zeitkontrolle sah ich mich nicht nur zwei verbundenen Freibauern gegenüber, sondern auch noch einem weiteren Freibauern. Frei nach Tartakower wollte ich mir den Sieg noch zeigen lassen und tatsächlich ging mein Gegner Umwege, nur um endlich mein aufs Brett forciertes Damenendspiel so unglücklich aufzuziehen, dass es Remis wurde. Ich kann mich glücklich schätzen, dass es nur 15 Züge waren, die mein Gegner mich abfragte, hier war das Remis eigentlich kaum verdient.
Brett 5, Torben:
Das weiße Eröffnungsspiel hinterließ keinen sonderlich ambitionierten Eindruck und so konnte Torben einen mustergültigen Minoritätsangriff fahren. Die resultierende Schwäche wurde belagert und am Ende gewann Torben den rückständigen Bauern und die Partie.
Brett 7, Tobias:
Tobias eroberte früh das Läuferpaar, dafür hatte Weiß noch Raumvorteil. Es schien, als ob Tobias kurz vor größerem Vorteil stünde, doch er fand den Weg nicht.
In der komplexen Stellung wurden dann vor der Zeitkontrolle die Damen getauscht, danach sah es doch sehr Remis aus. Tobias wollte aber noch nicht den Punkt teilen und versuchte es weiter bzw. wollte mindestens eine triviale Remisstellung sehen (siehe auch seine Kommentierung der Partie). Dann wollte der Gegner das Remis forcieren und verlor dabei einen Bauern, was an der Stellungsbewertung jedoch nichts änderte. Anstatt noch die letzte Handvoll Züge zum Remis zu spielen, gab der Lehrter dann jedoch auf.
Brett 8, Jens:
Raumvorteil ergab sich in einer Benonistellung ohne Fianchetto aus einem Sizilianer (was für eine tolle Beschreibung), doch Raumvorteil alleine führt zu nichts und nach Abtausch so gut wie aller Figuren ergab sich nur ein Remis.
Insgesamt ein klarer und verdienter 6½ : 1½ Sieg, nicht so wie zuvor in Hameln. Zu hoch fiel er zwar aus, aber wenigstens haben wir diesmal an den meisten Brettern deutlich solider gespielt. Ich ging nach Hause mich auszukurieren, Spieler der ersten und zweiten Mannschaft gingen im Anschluss noch ins Restaurant (siehe auch das Foto im vorherigen Bericht: https://www.schachklub-hannover.de/die-maschine-laeuft-rund-55-punkte-gegen-rinteln), so sieht Teambuilding aus (obwohl wir doch sowieso schon gut eingespielte Teams sind). Wir folgern: Zuhause ist es doch am schönsten, nach dem Kantersieg gegen Oldenburg folgte wieder eine gute Begegnung.
Anderswo gewann Kirchweyhe gegen den MTV Tostedt mit 8:0. Da wären die Tostedter nicht die Ersten, aber erstaunlich war die Tatsache, dass die Unterlegenen mit der absoluten Mindestzahl an Spielern antraten: 4! Man kann nur hoffen, dass dies keine Absicht war, zum einen aus Sicht des Wettbewerbs und zum anderen auch aus Sicht der anreisenden Spieler die dann einfach nicht spielen können. Der Gast aus Lehrte hat weiter Abstiegssorgen, unser nächster Gegner aus Hellern hingegen liegt auf Platz 3.
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