
Samstag
Von der ersten Mannschaft erreichte uns bereits früh am Samstag Morgen die Nachricht, dass es Probleme mit der Anreise nach München gab, dazu mehr im entsprechenden Bericht. Das sollte auch ein schlechtes Omen für unsere Zugverbindungen bedeuten. Schlauer Weise hatten wir geplant, ab Hannover zu siebt und auf dem Weg über Braunschweig zu acht auf zwei Autos verteilt zu fahren, um die Abhängigkeit von der Bahn möglichst gering zu halten.
Wir planten wegen des Wetters eine zusätzliche Pufferzeit ein und starteten überpünktlich am Lister Turm. Beim vereinbarten Treffpunkt hatten wir bereits den ersten Verlust zu vermelden: Davids Zug aus Bremen konnte nicht durch Wunstorf fahren und musste kurz vor Hannover einen Umweg über Minden nehmen, der massiv Zeit kosten würde. Auch die Taxioption nach Hannover war logistisch nicht mehr möglich.
Während wir noch schauten, wie unser zweites Brett am schnellsten mit dem Zug nach Magdeburg kommen könnte, kamen wir an einer Kreuzung zum Halten. Die Ampel sprang auf Grün, doch der Wagen nicht an. Auch mehrere Startversuche halfen nicht und ein kurzer Panikmoment durchzog uns alle.
Als klar wurde, dass weder ein Überbrückungskabel noch der autokundige Tankwart aus der Nähe helfen konnten, mussten wir schnell handeln.
Den Impuls, den Mannschaftskampf komplett abzusagen, legten wir glücklicherweise schnell zur Seite und flohen mit unseren Habseligkeiten in Auto Nummer 2. Da das mit Johannes, Polli, Rudi, Moritz und mir nunmehr gefüllt war, war auch der Boxenstopp in Braunschweig unmöglich. Von dort aus war wie von der Hannoveraner Kreuzung kein schnelles Weiterkommen mit dem Zug möglich und Taxis wären um ein Vielfaches zu teuer gewesen.
In Magdeburg angekommen besprachen wir die Lage mit dem Schiri und fragten nach der Möglichkeit eines späteren Starts. Eine halbe Stunde Verzögerung wäre in Absprache mit unseren Gegnern möglich, wobei das gleichzeitige Telefonat mit den Zurückgelassenen ergab, dass es trotz Verlängerung und Karenzzeit keiner rechtzeitig schaffen würde.
An dieser Stelle noch einmal ein Danke an den Schiedsrichter Roland Katz und unsere Freunde aus St. Pauli, die ohne zu Zögern einverstanden gewesen wären, den Kampf nach hinten zu verschieben! Leider stand damit bereits ein 0:3 fest. Kommen wir zu den Partien:
Johannes hatte es an Brett 1 mit keinem Geringeren als GM Bartosz „Carlsenbezwinger" Socko aus Polen zu tun. Aus einer ohnehin suboptimalen Eröffnung, mit der sich der GM besser auskannte, entstand folgende Stellung:

Wenn Schwarz zur Rochade kommt, sollte die Stellung wieder in Ordnung sein, Weiß verfügt allerdings über einen direkten Gewinn.
Lösung: .nreuaB nenie dnu thceredahcoR sad hcua nrednos ,kcüruz rugiF eid run thcin treilrev zrawhcS .+6cxL.12 6bxL 6bxD.02 4axb !4aS.91
Martin kommentierte freundlicherweise Rudis Partie im Nachgang:
Es folgen die kommentierten Partien von Christian, Moritz und mir, die insgesamt zu einem Ergebnis von 1–7 beitrugen. Im Reader ist es möglich, auf > rechts in der Mitte zu klicken und so auch die anderen Partien anzuschauen.
Sonntag
Gut vorbereitet und ein wenig erholt stand das Duell HSK II gegen HSK II. Während unsere zweiten Gegner aus Hamburg am Tag zuvor auch noch mit den widrigen Bedingungen bei ihrer Anfahrt zu kämpfen hatten, fanden nun alle Partien im Raum ihren pünktlichen und vollständigen Anfang. Eventuell noch etwas mitgenommen von der sechsstündigen Partie am Vortag erreichte ich in meiner Partie leider nicht die Konzentration, die angesichts der scharfen Eröffnung angebracht gewesen wäre:

Mit Lh5 erhoffte ich mir einen Vorteil, da nach ...Sf6 Lxf7+ Kxf7 dxe5 den gegnerischen König aufreißen und Material zurückgewinnen sollte. Was hatte ich übersehen?
Lösung:
.hcildöt tsi guzbA red dnu einiL-h eid ni ginöK red ssum +3hL 2gxK fuA .!+2gxT 5exd 7fxK... hcan tglof ?+7fxL fuA
Bzgl. der Beendigung der nächsten Partien bin ich mir nicht mehr ganz sicher, beginnen wir mit dem entscheidenden Moment aus der Partie von Brett 1:
Nachdem sich die gegnerische Dame wagemutig in die Fernwirkung des Turms gestellt hatte, suchte Johannes nach einem guten Abzug für den e5-Springer. Da der f7-Kollege allerdings hing, war der Plan, dieses Schäfchen zuerst ins Trockene zu bringen. Als Johannes die Partiefortsetzung sah, hatte er den Springer schon berührt und es war zu spät. Wie gewann GM Lubbe hier mit Schwarz am Zug?
Lösung: .tssälrev tterB sad regnirpS etiewz red hcua hcanow ,fua 5gxT dnu +2eS tim gnuhordleppoD enie retiew tllets guZ reD .regnirpS dnu mruT negeg emaD eid krats trefpo !5exD...82
An Brett 2 kam leider nicht die tags zuvor (u.a. aufgrund von unfreiwilliger Freizeit :( ) ausgefeilte Vorbereitung aufs Brett, sondern David hatte mit dem Londoner System zu kämpfen. Martin (Remis), Mannschaftsführer Moritz (Verlust), Polli (Verlust), Sebastian (Remis) und Rudi (Sieg) kommentierten ihre Partien wieder vorbildlich selbst. Auch wenn das bei Sebastian auf Niederländisch passierte (Spaßvogel! :D), finden sich hier die Analysen im O-Ton:
Nicht nur punktetechnisch (1–7 und 2–6) war dieses Wochenende sicherlich nicht das Grüne vom Ei. Allerdings gab es auch Lichtblicke. So steht Rudi mittlerweile bei drei Siegen aus drei Partien als Topscorer dar! Wie im Verlauf des Mannschaftskampfes kommt das Beste zum Schluss, hier die kommentierte Siegpartie:
Außerdem waren und sind der Teamgeist und die ungebremste Motivation, die ungeachtet der schwierigen organisatorischen Lage und der bisherigen schachlichen Misserfolge bei allen weiterhin vorhanden sind, durchaus bemerkenswert! Viel Kraft gab auch der erste Mannschaftspunkt der Ersten, der beim gemeinsamen Essen und der Rückfahrt gefeiert werden konnte.
Also: Kopf hoch und im Februar greifen wir in Kiel wieder an! :)
Neuen Kommentar hinzufügen