2.Bundesliga Runde 7/8

Für die siebte und achte Runde waren wir im Lister Turm die Gastgeber und wollten bei unseren Heimspielen natürlich zeigen was wir können! Und das taten wir auch... !

Am Ende des Artikels findet ihr einen Link zu einer Lichess-Studie in der ihr euch die Partien nochmal anschauen könnt.

7.Runde gegen SV Glückauf Rüdersdorf

Am Samstag ging es gegen die Schachfreunde aus Rüdersdorf. Obwohl wir im Schnitt mehr als 150 ELO Punkte hinten lagen waren wir motiviert und haben versucht unsere Chancen zu nutzen. Als erstes nahm die Partie von unserem Spitzenbrett Johannes richtig Fahrt auf:

Johannes von Mettenheim - Jan Klimkowski

19. Sf6+ verschärft das Spiel um ein Vielfaches, wobei die Stellung objektiv ausgeglichen bleibt, praktisch muss Johannes nun aber zeigen wie gut er verteidigen kann.

Jan Klimkowski-Johannes von Mettenheim

Nach einigen Präzisen Zügen von Johannes sieht es erstmal sehr gut für Johannes aus. Der Le6 deckt Th3+ ab und die Dame verteidigt h4 sodass Weiß kein Schach hat und selber die Grundreihenschwäche verteidigen muss. Dies tat er indem er das objektiv wohl nicht so starke h4 zog, aus praktischer Sicht aber weiterhin super gefährlich für Johannes.Jan Klimkowski-Johannes von Mettenheim 

nach einigen weiteren Zügen griff Johannes leider fehl und verlor die Partie nach:

30. Rg5 Qh6 31. Kg3 f6 32. exf6 d2 33. Qc7+ Kh8 34. Qd8+ Kh7 35. Qe7+ Kh8 36. Qxe6

Stattdessen hätte Johannes mit 29. ... Ta6 den Turm wieder in die Verteidigung zurückholen müssen.

 

Tim Sauer spielte am 8. Brett eine sehr solide Partie und steuerte so einen halben Punkt bei.

Enstellung Tim Sauer-Oskar Wlodarczyk

 

Auch Moritz Gegner bot Remis nachdem die Partie absehbar in ein remisliches Turmendspiel verflachen würde.

Endstellung Marcin Sieciechowicz-Moritz Gentemann

 

Damit haben wir einen Zwischenstand von 2-1 gegen uns.

 

Leider verlor Mike seine Partie nachdem sein Gegner in folgender Stellung mit Txe4 seinen Vorteil wieder einbüßte, aber nur wenn Mike Lxf2+ findet und danach auf e4 den T zurückschlägt. Danach ist der Lc4 gedeckt und der schwarze König bleibt verhältnismäßig sicher.

Piotr Mickiewicz-Mike Bräutigam

Die Partie endete abrupt nach 

25. Rxe4 dxe4 26. Qxc4+ Kg7 27. Qa6 Bb6 28. Qxc8 1-0

 

Auch Sebastian Bleecke zog an diesem Tag den Kürzeren.

Bei einem Stand von 4 zu 1 gegen uns liefen noch die Partien von Attila, Adrian und mir. Wir brauchen 3 Siege um aus dem Kampf noch etwas rauszuholen.

Ich hatte Adrians Stellung zu diesem Zeitpunkt als klar besser eingeschätzt und Attila hatte einen Bauern mehr, wenn auch die Stellung selber alles andere als klar war. Meine eigene Partie war wohl die ausgeglichenste, aber auch nicht völlig uninteressant. Ich tat mir allerdings schwer einen Plan zu entwickeln um auf Gewinn zu spielen und hörte in dieser Stellung einen "lauten" Aufschrei von Attila:Polster

Das war das Zeichen für mich, dass ich nicht mehr versuchen muss zu gewinnen, da der Mannschaftskampf gerade verloren gegangen ist. Und weil ich mich schon in einem Mattnetz am Königsflügel gesehen habe, habe ich lieber schnell mit Te8 die Türme getauscht und in ein "remises" ungleichfarbiges Läuferendspiel abgewickelt. Es stellte sich dann doch als etwas schwieriger heraus als gedacht, aber ich konnte das Remis halten.

 

Attila hatte eine gute Partie gespielt bis er leider in Zeitnot und einer scharfen Stellung ein Matt in 4 übersah.

Attila

Attila zog das selbstbewusste 36. e6, was leider ein vier zügiges Matt einstellte. Findet ihr es?

 

Zu guter Letzt kommen wir zum Star der siebten Runde. Adrian spielte soweit ich das verfolgen konnte eine positionell großartige Partie und kam in folgende Stellung:

Adrian

Es ist kaum zu glauben, aber Weiß am Zug kann forciert eine Figur gewinnen! Der Rest war eine Frage der Technik wie man so schön sagt ;)

Glückwunsch an Adrian der uns in der längsten Partie des Tages den Ehrensieg sicherte!

ergebnisse

Wir haben den Mannschaftkampf zwar leider verloren aber ich glaube wir haben gutes kämpferisches Schach gezeigt und ich bin stolz ein Teil der Mannschaft zu sein!

 

8. Runde gegen SF Berlin

 

Johannes hat direkt gezeigt warum er bei uns am 1.Brett spielt!

Johannes

In dieser Stellung zog Johannes 14.Ld3 Sc6 15. Lc4 Sa5 und Johannes zeigt seinem Gegner die eiskalte Schulte und lehnt die Zugwiederholung mit 16.Lb3 ab und versucht die Partie am Leben zu halten. Leider verflachte die Partie letztlich doch in ein remises Turmendspiel und Johannes wurde für seinen Mut nicht belohnt.

 

Alexander verlor leider kurz nach der Eröffnung die Kontrolle über seine Stellung und konnte sich leider auch nicht wieder zurück kämpfen.

Alexander

Schwarz spielte 18. ... xa4 19.xa4 Dc4 und bei Weiß hängen zu viele Bauern.

 

Sebastian brachte als nächstes den Mannschaftskampf wieder ins Gleichgewicht. Nach einer bereits sehr soliden vorgetragener Partie kam es zu folgender Stellung:

Sebastian

Statt den Turm wegzuziehen fand Sebastian das starke 35. ... De5! und der Ta2 ist tabu da h4 nicht nur den Turm zurückgewinnen würde sondern auch noch einen tödlichen Mattangriff initiieren würde. In der Partie folgte noch 36.Dh4 f6 37.xc5 Ta3 38.xd6 xd6 und Weiß befindet sich in einem tödlichen Zugzwang. 

 

Mike holte den nächsten halben Punkt nachdem er in der Stellung nach 13. ... Tad8

Mike

14.Sd5! gefunden hat und damit nach Dxd2 15.Sxf6+ Lxf6 16.Lxd2 in ein leicht besseres Endspiel abwickeln konnte. Leider verflachte die Stellung kurze Zeit später in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel und die Spieler einigten sich auf Remis. Glückwunsch an Mike der hier einem richtig starken Gegner einen halben Punkt abgenommen hat!

 

Meine eigene Partie war sehr nervenaufreibend und verlief leider nicht ganz so wie ich mir das vorgestellt habe :(

polster

Schwarz am Zug kann in entscheidenden Vorteil kommen!

 

Ich hatte leider meinen Fokus voll auf den Damenflügel gerichtet und habe unter Zeitdruck nicht das starke 

33. ... h4! gefunden was die Engine mit -3 bewertet! Der Bauer kommt bis noch h3 und sorgt so für eine Schwache Grundreihe beim Anziehenden oder, wenn das durch weißes h3 verhindert wird, nach xg3 fxg3 für eine schwache 2. Reihe. In beiden Fällen bringt das Schwarz neue taktische Möglichkeiten.

Nach ein paar weiteren Zügen erreicht ich die folgende Stellung in der ich mich entscheiden musste, ob ich mit Sxc1 in ein objektiv ausgeglichenes ungleichfarbiges Läuferendspiel abwickeln möchte oder ob ich nach mehr strebe.... Ich entschied mich falsch und spielte 37. ...Lc5

polster

Leider konnte mein Gegner (trotz wenig Zeit) mit der Ausschlussmethode den einzigen! Zug finden der nicht verliert und auch noch für Weiß gewinnt!

 

Die Partie ging weiter mit 37. ... Lc5 38. Ta7! Sxf2 (droht Dh3+ nebst Dh1#) 39. Txf7+ Kh8 40. Txf2 Ich hatte in meinen Berechnungen völlig übersehen das der Turm auch rückwärts ziehen darf und wurde wenige Züger später Matt gesetzt. 38. ... Lxa7 funktioniert nicht wegen 39.Txa7 Sxc1 40 Txf7+ Kh8 41. Dd2 und ich kann das Matt nicht mehr verteidigen.

Damit ist der Zwischenstand nun 3-2 gegen uns, aber wer Live dabei war, weiß das dieser Mannschaftskampf noch lange nicht vorbei war!

Den nächsten halben Punkte fuhr Moritz gegen Felix Blohberger ein.

moritz

Moritz konnte in ein leicht besseres (Läufer>Springer) Endspiel abwickeln und entschied sich hier Sd4+ zu erlauben, wonach Lxd4 Txd4 ein ausgeglichenes Turmendspiel entstand, welches Moritz souverän abmoderierte.

 

Martin erreichte nachdem er erst die Initiative von Emil Schmidek abgewehrt hatte und dann selber lange Zeit gut Druck gemacht hat diese Stellung in der Emil in Zeitnot sehr präzise hätte spielen müssen um in der Partie zu bleiben.

Martin

40. Kd3! hätte das Gleichgewicht gehalten, da nun Txa7 droht, weil der Tc4 auch hängen würde, wenn Schwarz auf a7 zurückschlägt. 40. ... T4c6 41. b5 und Weiß schafft es die Schwarzen Türme zu beschäftigen und hält die Balance.

Kd3 droht übrigens nicht in das Bauernendspiel abzuwickeln, da das immer noch verloren ist, weil der schwarze König zu schnell an den Königsflügel Bauern dran ist.

Stattdessen folgte in der Partie 40. h3? wonach Tc3+ 41.Kf2 der König in die Passivität gedrängt wird und Schwarz klar die Oberhand behält und langsam aber sicher den Vorteil verwertet.

Glückwunsch Martin für diesen wichtigen Sieg!

 

Zwischenstand 3,5-3,5 Nun kommt es auf die letzte Partie an und die hat es in sich!

 

Am 8.Brett spielte unser Youngster Tim Sauer gegen Daniel Kristoferitsch eine unglaublich spannende Partie bzw. Endspiel.

tim

Tim nutzte hier die Chance seinen Springer für die beiden letzten weißen Bauern zu opfern und in das Endspiel 2 Türme vs. Turm+ 3 Bauern überzuleiten. es folgte 60. ... Sxb4 61. Kxb4 Txg4+

 

tim Tim musste die Flucht nach vorne antreten und dabei einen Bauern abgeben, jedoch ist die Stellung objektiv mittlerweile Remis und aus praktischer Sicht kann hier alles passieren! 

Leider griff unser Youngster hier mit 82. ... Te1 fehl, denn nach 83.Td3+ Te3 84. Td2 Te2 85. Txe2 Kxe2 86. Txg2+ fällt der g-Bauer und der f-Bauer kann noch von den weißen Kräften gestoppt werden.

Stattdessen hätte in der Diagrammstellung 82. ... Ta1 das Gleichgewicht gewahrt, da nun der Bauer g2 indirekt durch den Spieß gedeckt ist und die Umwandlung droht. auf Td3+ kann der König nun einfach nach e4 ziehen.

 

ergebnisse8Schade, denn da wäre trotz einem riesen ELO-Unterschied (an jedem Brett >200 ELO-Differenz) mehr drin gewesen!

Nichts desto trotz ist das eine großartige Leistung die SF Berlin so zum Schwitzen zu bringen.

Vielen Dank an alle Spieler und Helfer die das erst möglich machen.

 

Wer sich die Partien nochmal in Ruhe anschauen möchte, der findet hier eine Lichess-Studie mit den (Teilweise kommentierten) Partien.

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