Am Sonntag, 15.08., war es wieder soweit und die 6. und somit vorletzte Runde des Nord-West-Online-Team-Cups stand an. Diese 6. Runde sollte ein echter Härtetest werden, denn es ging ohne Spitzenspieler Johannes gegen ein Team, das zuvor nur bei einem Unentschieden und einer Niederlage Punkte lassen musste: Den SC Bad Salzdetfurth. Auch wenn wir auf dem Papier als Tabellendritter leicht favorisiert waren, so sprachen die (zugegeben in der aktuellen Schachlage nicht ganz aussagekräftigen) reinen Wertungszahlen klar für den Gegner. Doch das sollte uns nicht schocken und es ging mit einem hochmotivierten Team, dem sich sogar 2 Spieler zu viel zur Verfügung gestellt hatten (was auf Grund des einen Ausfalls auch ganz hilfreich war) in den Mannschaftskampf.
Am ersten Brett hatte ich es mit Maurice Seer zu tun und wir landeten schnell in einem Abspiel der Drachenvariante - normalerweise gewohntes Terrain für mich. Leider war ich an diesem Tag wohl nicht so gut drauf, übersah, dass mein Gegner nicht f3 gespielt hatte, was mir theoretisch die Möglichkeit zu Sg4 gegeben hätte, und verlor später mit dem Springer ein bisschen den Faden. Dies führte dazu, dass Maurice seine Türme verdoppeln und sich auf meiner zweiten Reihe breit machen konnte, woraufhin das Turm-und-Läufer-Endspiel mit den Bauern am Damenflügel relativ einfach verloren für mich war. Mein Gegner spielte es clever zuende und ich musste mir den Vorwurf gefallen lassen, den Übergang aus der Eröffnung ins Mittelspiel verschlafen zu haben.
Am zweiten Brett musste sich Manuel mit den weißen Steinen gegen Martin Sölligs Französische Verteidigung behaupten. Dies gelang ihm sehr gut, die Partie war lange ausgeglichen und im Mittelspiel leistete sich der Gegner auch zwei bzw sogar drei Fehler, die Manuel in Front hätten bringen können. Leider fand er die hier optimale Fortsetzung nicht, setzte zu viel Hoffnung in einen letztlich nicht durchschlagenden Angriff und musste von da an mit zwei Figuren weniger spielen, was der Gegner auch sehr schnell auszunutzen vermochte. Am Ende wurde noch ein Läufer für ein schönes Mattbild geopfert und wir lagen leider 0:2 hinten.
Am dritten Brett traf John auf Siegfried Schwetje, den er mit der Altindischen Verteidigung zu bezwingen gedachte. Die Partie war durchaus ausgeglichen, bis John seinen c-Bauern etwas zu früh zu weit vorschob und sein Gegner die Stellung schließen konnte. Einen allzu vorwitzigen Springer wollte dieser dann vertreiben, begab sich damit aber kurzfristig auf den Verlustpfad, doch John schlug mit seinem Springer leider die falsche Leichtfigur, einen Läufer statt des Springers, und sein Gegner ging wieder leicht in Führung. Nach ein paar weniger genauen Zügen des Gegners konnte John jedoch plötzlich eine Stellung erreichen, die für uns äußerlich zunächst furchtbar aussah, sich dann aber in der Computeranalyse als sehr gut für Schwarz herausstellte. Leider zog er in der Folge nach einem Springerangriff mit der Dame auf das falsche Feld, sodass der Gegner zu zwei verbundenen Zentrumsfreibauern kam, die dann letztlich auch die Partie entschieden. Nach Tausch von Dame und Läufer entstand ein Turmendspiel mit komplett paralysierten schwarzen Figuren, das der Gegner letztlich für sich entschied.
Damit stand es bereits 0:3 und alle Hoffnungen, wenigstens noch einen Sieg zu holen ruhten auf Lars, von dessen Endspielfähigkeiten ich Christian im Discord noch positiv berichtete. Gegen Lars-Florian Gärtner wurden diese auch gebraucht, denn nach einer souverän geführten Partie in seiner gewohnten Englischen Eröffnung gelang es Lars, ein Springerendspiel herbeizuführen, das dank Mehrbauern sehr gewonnen aussah. Umso stärker gewonnen sah es aus, als es Lars gelang, die Springer abzutauschen und ein reines Bauernendspiel mit Mehrbauern herbeizuführen. In einem verständlichen Versuch, die gegnerischen Bauern festzulegen, leistete sich Lars leider den einzigen aber teuren Fehler in einer sonst großartigen Partie und zog h3, woraufhin das Endspiel wohl theoretisch noch gewonnen, aber ungleich schwieriger ist. Ein paar Züge später war es dann auch komplett remis, was uns immerhin nicht zu 0 nach Hause gehen ließ aber dennoch irgendwie wehtut.
Brett | HSK Lister Turm | vs | SC Bad Salzdetfurth | 0,5 - 3,5 |
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1 | Nolting, Dennis (1529) | - | Seer, Maurice (1680) | 0 - 1 |
2 | Blankenheim, Manuel Luca (1340) | - | Söllig, Martin (1956) | 0 - 1 |
3 | Reimer, John Willem (844) | - | Schwetje, Siegfried (1701) | 0 - 1 |
4 | Pfuhl, Lars | - | Gärtner, Lars-Florian (1474) | 1/2-1/2 |
Damit also eine ärgerliche Niederlage und der Kontakt zu den Spitzenplätzen ist erstmal weg. Die letzte Runde findet ein bisschen später als gewöhnlich statt: Auf der Turnierseite kam es zu einem Serverproblem, sodass das Turnier versehentlich gelöscht wurde. Dieses konnte erst nach der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft rekonstruiert werden, sodass ich auch da erst wieder die Paarungen und Statistiken einsehen konnte, weshalb auch der Bericht dieses Mal ungewohnt spät kommt. Die Niederlage schiebt uns mit 8 Mannschaftspunkten und 15 Brettpunkten auf den 7. Platz, von wo aus noch ein kleines bisschen nach oben geschielt werden kann, da auch der Tabellendritte, der SV Osnabrück von 1919 e.V., bisher bloß 9 Punkte und damit nur einen Punkt mehr und 17,5 Brettpunkte, damit 2,5 mehr hat. Antreten müssen wir beim Tabellenfünften von Caissa Wolfenbüttel, der bisher mit Siegen gegen SK Rinteln 3 (3:1, erste Runde), SK Lehrte 1 (3:1, zweite Runde), SG Heimersheim/Werder Bremen (3:1, 5. Runde) und KSV Rochade Braunschweig (4:0, 6.Runde) auf sich aufmerksam machen konnte. Verloren wurde nur in Runde 3 und 4 gegen Weiß-Blau Eilenriede (1,5:2,5) und VfR Heisfelde (1,5:2,5). Dem Gegner liegen also keine knappen Spiele, wenn wir demnach 1,5 Punkte machen können, haben wir schonmal gute Karten. Besser wären natürlich, die 2,5 früh einzutüten und noch besser wäre ein deutlicher 4:0-Sieg, aber man soll erstmal nehmen was man kriegen kann ;)
Der Mannschaftskampf findet am 12.09. auf lichess statt, die Paarungen können wie gewohnt über die Seite des SK Kelheim oder direkt über lichess aufgerufen und verfolgt werden. Wir freuen uns wie immer über jeden, der den Weg in den virtuellen Zuschauerraum findet.
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