Am letzten Spieltag war mal so richtiges Anti-Schachwetter. Gut für den Hannover-Marathon, der am Lister Turm vorbeiführte, schlechter für uns drinnen. Sonne und Temperaturen um die 20 Grad lassen sich nur mit geöffnetem Fenster ertragen, doch damit holte man sich auch die Anfeuerungsrufe der Zuschauer in den Raum...
Hameln kam jedenfalls gut gelaunt an, trotz der diversen Ausfälle die auf dem Papier zu einem deutlichen Ungleichgewicht führten. Damit lautete die Aufstellung:
- FM Frank Buchenau - Lutz van Son (Schwarz für uns)
- FM Christian Polster - Kai Renner
- Rudi Hörstmann - Dennis Schmidt
- FM Martin Hörstmann - Dr. Frank Gerstmann
- Felix Hampel - Yannick Koch
- Attila Aba Virag - Igor Belov
- Moritz Gentemann - Felix-Hagen Jacobi
- Jens Wolter - Ole Reichelt
Spannung sollte kaum aufkommen, bereits vor der Zeitkontrolle war das Match entschieden, es kam nur noch auf die Einzelergebnisse an. Um es inspiriert von den Worten der Hamelner Berichte zu sagen: "Ran an die Partien mit und ohne Engineanalyse".
Brett 1:
Frank spielte sein vertrautes Französisch und fand sich recht schnell in einem angenehmen Endspiel wieder. Weiß krankte an dem falschen Läufer, zudem ließ sich die weiße Majorität am Königsflügel von Schwarz einfach blockieren, hingegen Frank am Damenflügel verheißungsvolle Aussichten auf einen Bauernsturm besaß. Tatsächlich gelang es unserm Spitzenbrett auch gut den Hamelner am Gegenspiel zu hindern, der letzte verzweifelte Offensivversuch vor der Zeitkontrolle erwies sich als Strohfeuer und endete in einer erfolgreichen Umwandlung des gebildeten Freibauern am Damenflügel. 1:0
Brett 2:
Die kürzeste Partie des Tages. Christian gelang es gegen den Sizilianer seines Gegners nicht Vorteil zu bekommen, stattdessen erfolgten verschiedene Täusche mit dem Ergebnis, dass ungleichfarbige Läufer übrig blieben. Bei dem Wetter muss man sich auch nicht lange in einer ausgeglichenen Stellung quälen, also wurde Remis vereinbart. ½:½
Brett 3:
Rudi ist ein Garant für lange und verrückte Partien. Dieses Mal hatte sich sein Gegner auf die Pircstruktur eingestellt und das Zentrum unter Kontrolle gebracht. Mit vertauschten Rochaden erhöhten sich Rudis Probleme, denn Schwarz war bar jedes Gegenspiels und musste hilflos ansehen, wie Weiß mit seiner Armada aufmarschierte. Glücklicherweise neigte der Hamelner ebenfalls zur Zeitnot und stellte ohne Not eine Qualität weg. Danach ging es auf einmal wieder anders herum und Schwarz schien kurz vor dem Sieg zu stehen. Rudi übersah dann aber ausgerechnet nach der Zeitkontrolle eine taktische Idee und konnte sich glücklich schätzen, dass der Hamelner nicht abschloss, sondern das Remis akzeptierte. ½:½
Brett 4:
Der Hamelner ist in den eigenen Reihen bekannt als jemand, der gerne das Brett in Flammen setzt. Gegen Martin durfte er sich also eigentlich heimisch fühlen, denn in dem Königsinder brannte das Brett. Allerdings hatte Weiß viel mehr Spaß am Spiel, denn mit Raumvorteil und den besseren Figuren musste Schwarz auf einen Konter hoffen. Menschlich waren die Verwicklungen schwierig zu überblicken, noch dazu mit der akuten Zeitnot, die dabei nicht ausblieb. Dann gewann Martin aber taktisch eine Qualität und konnte anschließend mit mehr Zeit die Verwertung ruhig und erfolgreich angehen. 1:0
Brett 5:
Im Duell der Topscorer beider Mannschaften brachte ich als Erster die Vorbereitung meines Gegners durcheinander. In der Folge führte dies zu einer Stellung, in der wir beide ziemlich planlos waren und somit der Theorie aus dem Weg gingen. In ungewohnten Stellungsbildern verpasste ich eine gute Gelegenheit, die falsche Figurenaufstellung des Hamelners zu bestrafen. Stattdessen folgte ich einer geplanten taktischen Abwicklung, die mir zwar das Läuferpaar und die bessere Struktur aber eigentlich keinen Vorteil einbrachte. Da mein Gegner aber verschiedene Ausgleichsmöglichkeiten verstreichen ließ, konnte ich meine positionellen Vorteile ausspielen. Doch mit sinkendem Zeitvorrat kommen auch die nächsten Fehler... Anstatt zu erkennen, dass Weiß eigentlich nichts hat und ich mir am Damenflügel ganz viel Zeit lassen kann, forcierte ich ein Figurenopfer, welches sich leider als zum Remis ausreichend herausstellte. Zur Krönung verpatzte ich kurz vor und nach der Zeitkontrolle die richtige Aufstellung und geriet auf die Verliererstraße. Unter Turmopfer gelang es mir, ein Dauerschach zu produzieren, doch im Nachhinein zeigte sich, dass Weiß jede aktiven Versuche des Nachziehenden abblocken kann und dann selbst zum Matt gekommen wäre. ½:½
Brett 6:
Attila kriegt gerne die Gegner, die auf moderne Weise dem Gegner das Zentrum überlassen. Auch dieses Mal gelangte er in den Besitz des Zentrums, dafür hatte Schwarz die Möglichkeit zu Nadelstichen. Der Hamelner entschied sich dann für die Schließung des Zentrums, wonach Weiß Raumvorteil am Zentrum und Königsflügel hatte, Schwarz im Gegenzug aber einen Angriff gegen den lang rochierten König bekam. Kurz vor der Zeitkontrolle war Schwarz am Königsflügel am Ende und musste alles auf eine Karte setzen. Unter Materialopfer riss der Hamelner die Königsstellung des Weißen auf. Tatsächlich zeigte die Analyse, dass es Attila an den Kragen hätte gehen müssen, doch nachdem Schwarz seine Chance verpasst hatte, sammelte Weiß Figuren ein und konterte dann erfolgreich. 1:0
Brett 7:
Hier zeigte sich der Vorteil auf Seiten der Hamelner, der in der unerwarteten Aufstellung lag. Moritz musste im Sizilianer gegen die Nebenvariante des Hamelners spielen, wodurch er einen beeindruckenden Zeitrückstand produzierte. Noch dazu gelang es ihm nicht, die geeignete Aufstellung zu finden und der Weiße bekam die bessere Bauernstruktur. In Zeitnot überfielen dann die Schwerfiguren Moritz Lager und es sah düster aus. Ein Doppelturmendspiel mit Minusbauer war die letzte Hoffnung. Trotz erfindungsreicher Verteidigung musste sich Moritz schließlich nach langem Kampf geschlagen geben, obwohl es laut Engine sogar noch eine Rettungschance gab. 0:1
Brett 8:
Hier hatte Jens gegen den jugendlichen Gegner den größten Elovorteil. In einem Franzosen lief das Spiel des Hamelners am Damenflügel ins Leere, Jens hingegen konnte am Königsflügel die Stellung entscheidend öffnen. Um größere Verluste zu vermeiden wickelte der Schwarze unter Bauernverlust in ein Endspiel ab. Das half aber auch nicht, denn kurz darauf ging auch noch ein weiterer Bauer verlustig. Damit erloschen dann endgültig die schwarzen Remisträume. 1:0
Unterm Strich steht mit dem 5½:2½ ein verdienter letzter Sieg. Im Anschluss wurde noch gemeinsam analysiert, bevor die Saison dann im Biergarten neben dem Turm ausklang. Damit sind wir in der Abschlusstabelle Zweiter, nur Werder Bremens zweite Mannschaft konnte uns am Siegen hindern.
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