15 Runden in der Bundesliga und einmal Heimspieltag. Das sollte dann auch entsprechend genutzt werden, um daraus mehr zu machen, als einfach nur einen Ligakampf mit einer Handvoll Zuschauern. Erfreulicherweise ist uns das gelungen, mit etwa 150 Zuschauern über die beiden Tage verteilt - und das sogar trotz der unglücklichen zeitgleichen Terminierung der lokalen Ligen, die am Sonntag ihren letzten Spieltag hatten.
Ein großes Dankeschön geht raus an alle Beteiligten, die sich dafür engagiert haben, ihre Zeit investiert haben und geholfen haben, dieses Wochenende möglich zu machen!
Wie auch schon in der Vorankündigung geschrieben, hatten wir noch die Mannschaftskämpfe von Viernheim, Bremen, Deizisau und Kirchweyhe zusätzlich in Hannover. Dadurch gewann das Event auch noch an internationaler Klasse mit den 2700ern Duda, Mamedyarov und Maghsoodloo in Reihen des SC Viernheim.
Aber es geht natürlich nicht nur darum, den Weltklassespielern zuzuschauen, sondern auch selbst ein letztes Mal in der Bundesliga anzutreten. Wir hatten ordentlich rotiert, was sicherlich auch damit begründet werden kann, dass wir allen Spielern im Kader einen Bundesligaeinsatz geben wollten. Damit sind wir in einer Reihe mit dem SC Ötigheim, der SG Solingen, dem FC Bayern München und dem Hamburger SK, die ebenfalls am Ende der Saison jeden Spieler mindestens einmal eingesetzt haben.
Die Begegnungen und die Tabelle lassen sich wie immer auf dem Ergebnisdienst einsehen: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=bl, aber nackte Ergebnisse spiegeln oftmals nicht wieder, was alles auf dem Brett passiert ist. Auch die Liveübertragung auf lichess (https://lichess.org/broadcast/bundesliga-202324/round-14/LRolAAPn) mit immerhin schon den Zügen vermag einen Mannschaftskampf nur ungenügend wiedergeben. Der Bericht kann sich daran versuchen, doch letztlich kann nichts ein echtes Dabeisein und Zuschauen erreichen. Es war also toll, dass diese Möglichkeit geboten wurde und zahlreich wahrgenommen wurde!
Am Samstag ging es nicht nur darum, aus unserer eigenen Perspektive alles reinzulegen, sondern wir hatten auch potentiell entscheidenden Einfluss auf den Abstiegskampf. Der Gegner SC Heimbach-Weis-Neuwied steckte noch ganz tief unten drin und der Sieg gegen uns war Pflicht. Einfach wollten wir es ihnen jedoch nicht machen und die Aufstellung sollte da kein falsches Zeichen sein. Klar, wir hatten auch nach Elo schon stärkere Aufstellungen, aber unterschätzen sollte man unsere Ersatzspieler auf keinen Fall!
Zwei Partien steuerten einigermaßen schnell auf ein Ergebnis zu, eine davon war für uns erfreulich:
Brett 2, Markus:
Gegen den starken GM Martin Krämer kam früh eine unbalancierte Stellung aufs Brett. Schwarz hatte mehr vom Damenflügel, aber Markus war am Königsflügel überlegen. Dort sind die höheren Preise und tatsächlich ergab sich die Chance, zuzuschlagen:
Markus holte den Holzhammer heraus: 18.Sfg5! Sf8 19. Dh5 und der Schwarze wusste sich nicht anders zu behelfen, als den schwarzfeldrigen Läufer mit 19...Lxg5 20.Lxg5 abzugeben, was anschließend auch eine Qualität verliert (20...Td7 21.Sc5 oder wie in der Partie 20...Te8 21.Sd6). Mit einer Mehrqualität war der Sieg nach einem weiteren Fehler letztlich "nur" eine Sache der Technik, wenngleich sowas immer einfacher gesagt, als getan ist. Markus zeigte jedenfalls keine Schwächen und brachte den Punkt souverän nach Hause. Sieg für Markus
Brett 4, David:
Die Eröffnung ging schon frühzeitig in die falsche Richtung. Eigentlich möchte Weiß im Jobava-London den Angriff haben, stattdessen wurde es für Weiß unangenehm. Auch wenn David sich noch wehrte, war der Ausgang der Partie schon frühzeitig zu erahnen. Niederlage für David
Dann dauerte es bis zur Zeitnotphase, bis wieder ordentlich Action in die Begegnung kam. Als Fan konnte man die Gelegenheit nutzen, um mal den Live-Kommentar anzuschauen, die Atmosphäre zu genießen oder sich mit anderen Zuschauern auszutauschen. Oder man konnte den vom NSV mitgebrachten Schachwürfel lösen. Von fünf Aufgabenwaren zwei besonders schwierig und stellten so einige von uns vor Probleme...
Doch irgendwann rückt die heiße Zeitnotphase näher und es geht zurück an die Bretter. Was ist los? Wie sieht es für uns aus? Auch hier war es wechselhaft von den Entwicklungen:
Brett 8, Rudi:
Der Topscorer der zweiten Mannschaft erwischte einen mäßig guten Start in die Partie. Es ergab sich früh eine zwar symmetrische, aber eher etwas passivere Stellung für Rudi. Doch mit umsichtigem Spiel stellte Rudi zuerst sicher, dass nichts schlimmes passieren konnte, bevor er dann zur Befreiung ansetzte. Manchmal ist dann auch das Gück mit dem Tüchtigen, denn an dieser Stelle beging der IM einen fatalen Schnitzer:
In der Erwartungshaltung, dass Weiß für den e-Bauern auf h5 den Bauern zurückgewinnen will, zog der Gegner 28...Sxe4??. Rudi ließ sich nicht lange bitten und gewann taktisch sehenswert mit 29.Dxe4! eine Figur, da aufgrund des Abzugsschachs 30.d5+ die lange Diagonale nicht mit 29...dxe4 geöffnet werden darf.
Was ein Einstand! Sieg für Rudi
Brett 5, Christian:
Christians Gegner hatte sehr früh das Läuferpaar gegen Raumvorteil aufgegeben. Das erwies sich in der Partie als ein guter Tausch, da es Christian nie so richtig gelang, sich zu befreien. Noch dazu konnte er einen Läufertausch nicht verhindern, wobei er zu allem Überfluss in einer schlechten Bauernstruktur mit Isolani endete.
Schließlich fiel der Bauer und die taktische Lösung wollte nicht so recht funktionieren:
Christian versuchte hier 32...Ld6?, was den d-Bauern zurück gewinnen würde, wäre da nicht ein kleiner Schönheitsfehler: Weiß durfte mit 33.Txe6! zum Damenopfer ansetzen, wonach auch materiell Turm, Springer und Bauer schon die Dame aufwogen. Mit dem Bauern auf d7 war aber schnell Schluss, da der Springer nicht lange ferngehalten werden konnte und mit dessen Unterstützung nichts gegen den Freibauern zu erfinden war. Niederlage für Christian
Brett 3, Johannes:
In einer langsamen, und dem Italiener-fremden Beobachter eher unverständlich erscheinenden, Partie erzielte der Großmeister mit Weiß zumindest auf den ersten Blick gewisse Vorteile in Form eines Läufers gegenüber einem Springer in geöffneter Stellung, noch dazu hatte Johannes einen Isolani. Aber der Blick konnte trügen, denn im Großen und Ganzen war alles in Ordnung. Johannes ließ sich auch nicht beeindrucken und sicherte das Remis ohne wirkliche Probleme. Stark! Remis für Johannes
Damit stand es zwischenzeitlich 2,5:2,5, doch ein Blick auf die verbleibenden Partien verhieß bedauerlicherweise nichts Gutes. Als Zuschauer war von der Zeit etwas vor der Zeitkontrolle bis etwas nach der Zeitkontrolle ein Wechselbad der Gefühle zu erleben. Wir hatten uns durchaus Hoffnungen gemacht, mussten dann aber, als sich der Staub gelegt hatte, eingestehen, dass wir schon ordentlich Glück brauchen, um noch ein 4:4 zu erreichen.
Brett 1, Jakob:
Mit Schwarz ging Jakob die Partie solide, wenn auch etwas passiv aussehend an. Objektiv war alles aber im grünen Bereich und es ergab sich ein Turm und Springer Endspiel. um dieses Endspiel zu erreichen, opferte Jakob einen Bauern für aktives Spiel, was dank der aktiven Figuren völlig in Ordnung war.
Die Kompensation stand nicht in Frage, aber auch wenn Jakob zumindest für die Maschine keinen Fehler beging, gelang es ihm nicht, den Bauern zurück zu gewinnen. Stattdessen erreichte er ein Turmendspiel, welches sich aber nach wie vor in der Remisbreite befand. Vor der Zeitkontrolle misshandelte er es jedoch erstmalig, nur um kurz darauf eine letzte Chance zu erhalten:
Hier musste Schwarz zuerst das Zwischenschach 42...Te6+! geben und dann mit 43...Kg6 eine nicht gut aufzubrechende Verteidigungsstellung einnehmen. In der Partie folgte direkt 42...Kg6?, worauf Weiß aber mittels 43.Te7 den Turm entscheidend über e5 umgruppieren konnte. Anschließend bewies der Weißspieler großmeisterliche Technik und fuhr den Sieg ein. Niederlage für Jakob
Brett 6, Moritz:
Moritz übernahm von Anfang an die Kontrolle über das Geschehen und hatte gegen den Königsinder des Gegners klaren Raumvorteil im Zentrum. Aber das alleine führt noch nicht unbedingt zu etwas und ohne klaren Ansatzpunkt verbrauchte Moritz viel Zeit, ohne wirklich zu etwas zu kommen. Die Zeit tickte und als diese zu verrinnen drohte, tauschte er in immer noch guter Stellung die Damen. Dummerweise führte das jedoch nach einigen Zügen forciert zu einem Bauernverlust, wonach es in die andere Richtung ging.
Moritz bewies jedoch Nervenstärke und Zähigkeit, so dass er die Zeitkontrolle mit einer noch zu haltenden Stellung erreichte. Aber Großmeister sind auch deswegen so stark, weil sie es immer weiter versuchen und Probleme bereiten. So ergab sich schließlich ein ungewöhnliches Turmendspiel, was eingangs zwar Remis war, der Nachweis davon jedoch alles andere als einfach. Dank der Tablebase weiß man heutzutage direkt die objektive Bewertung und die wechselte innerhalb von zwei Zügen von Remis nach einem falschen Schach zu verloren zurück zu Remis in der Diagrammstellung:
An dieser Stelle war das Zwischenschach notwendig: 65.Tg6+ verschlechtert hier tatsächlich die schwarze Stellung, da sich herausstellt, dass Schwarz aktuell genau richtig dafür steht, den h-Bauern zu unterstützen, ohne den e-Bauern zu verlieren (65.Te6? h3! 66.Txe5 h2 und 67.Th5 funktioniert wegen des Königs auf g4 nicht). Nach zum Beispiel 65...Kf4 66.Th6! Kg3 funktioniert jetzt 67. Te6 (obwohl auch weitere Schachs mit 67.Tg6+ remisieren), da am Ende Th5 den Bauern aufhält und der b-Bauer schnell genug für Gegenspiel sorgt.
Aber wer soll das alles mit einer Minute auf der Uhr nach so einer Partie noch überblicken? Moritz zog stattdessen sehr natürlich 65.b5?, aber nach 65...e4! waren beide Bauern zusammen zu stark, da nach 66.Kd4 Txb5 67.Kxe4 Tg5! der h-Bauer nicht mehr aufzuhalten war. Niederlage für Moritz
Enden wir aber noch auf einer positiven Note:
Brett 7, Martin:
Theorie kannte Martin und zwar jede Menge. Daraus resultierte zuerst schnell Ausgleich mit Schwarz, dazu ein gewisser Zeitvorteil. Dann stand eine erste Entscheidung an:
Nach längerem Nachdenken entschied sich Martin nicht zu Unrecht dafür, mittels 21...Ted8 den Tausch von zwei Türmen gegen die Dame anzubieten. In der Folge kam Martin jedoch leider ins Schwimmen. Er brachte die Mehrheit am Damenflügel nicht in Rollen, dafür investierte er 47(!) Minuten in einen Zug (leider war es dann auch nicht der beste Zug - long think, wrong think).
Die Stellung blieb trotz allem im ungefähren Gleichgewicht, obwohl sich vom Gefühl her der Trend klar verändert hatte und der weiße IM auf Gewinn spielte.
Ein Moment der Unaufmerksamkeit reichte aus und plötzlich steckte Martins Dame am Damenflügel vorübergehend in der Ecke fest. Sie fehlte anschließend auf der anderen Brettseite und unter Figurenopfer schaffte sich Martins Gegner zwei eigentlich entscheidende Freibauern. Doch dann:
Siegesgewiss folgte recht schnell 54.f7? (das Zwischenschach 54.Te5+ sollte ausreichen, da nach 54...Kg6 55.f7 Lc6+ 56.Kh3! Schwarz bald die Schachs ausgehen) Lc6+ 55.Tef3?? (55.Tff3 wäre noch für ein Remis gut, was vermutlich durch Dauerschach zustande kommen sollte) und dann packte Martin 55...Df5!! aus. Der Gegner investierte seine restliche Zeit, doch zu spät. Die Fesselung war nicht mehr aufzuheben und die Bauern gestoppt.
Ein erfreulicher Abschluss mit einem Doppelsieg der Hörstmann-Zwillinge!
Zwar gelang es uns nicht Mannschaftspunkte zu gewinnen, aber ein 3,5:4,5 bei drei(!) eigenen Siegen war mehr als respektabel. Insbesondere hervorzuheben ist hierbei, dass die Spieler aus der zweiten Mannschaft, die noch keinen Einsatz hatten, mit 2/3 ein positives Resultat erzielten!
Am Sonntag wechselten wir auch noch etwas durch, aber dieses Mal stachen die Einwechselspieler nicht - aber sie waren ja auch nicht aus der zweiten Mannschaft!
Ein Partie war schnell vorbei:
Brett 1, Markus:
Markus hatte die je nach Sichtweise mehr oder minder erfreuliche Aufgabe, sich der Schachlegende Ivanchuk zu erwehren. Das gelang für die ersten 13 Züge noch ganz gut gegen den schwarzen Pirc-Aufbau. Doch dann ließ Markus den befreienden Zug ...c5 zu, was auch taktische Gründe hatte, die Markus nicht richtig überblickt hatte. Kurz darauf kam es zur folgenden kuriosen Situation, nachdem Markus einen Springer geschlagen hatte (Alternativen halfen hier aber auch nicht mehr):
Ja, wohin mit der Dame? Es stellt sich heraus, dass die Antwort nirgendswo lautet. Mitten auf dem Brett gefangen und es lässt sich nur unzureichend Material dafür gewinnen, weswegen Markus direkt die Partie aufgab. Niederlage für Markus
Schade, aber immerhin konnte er noch mit Ivanchuk im Anschluss analysieren!
Der Start war schon nicht so gut und man muss hier nichts schön reden: in die Nähe von Punkten aus Mannschaftssicht kamen wir hier nie.
Brett 7, Martin:
Mit Weiß erzielte Martin absolut keinen Vorteil, aber die Stellung blieb recht symmetrisch und ausgeglichen. Spannung sieht anders aus, was auch daran lag, dass der Großmeister auf der anderen Seite keine Versuche unternahm, etwas an dem Verlauf der Partie zu ändern. Als Folge bot er recht schnell Remis an, womit Martin an diesem Wochenende und in der ganzen Saison als einziger Spieler ungeschlagen blieb! Remis für Martin
Brett 6, Moritz:
Auch bei Moritz erreichte Weiß aus der Eröffnung nichts. Die erste Zeit musste Moitz in den 15. Zug investieren, um zu entscheiden, ob der Übergang ins Endspiel sinnvoll ist oder nicht. Moritz entschied sich für das Endspiel, welches bei nur einer offenen e-Linie trotz des weißen Raumvorteils ziemlich ausgeglichen war.
Optisch tat sich auch nur überschaubar viel für den Rest der Partie, obwohl der Eindruck natürlich durchaus täuscht, wenn man es aus der Perspektive des spielenden Schachfreunds betrachtet. Da gab es viel zu überlegen, sicherzustellen, dass nichts vom Gegner möglich ist und verschiedene Strukturen einzuschätzen.
So richtig Feuer kam aber nie in die Partie und so war der Remisschluss eine logische Folge. Remis für Moritz
Brett 2, Torben:
Gegen sein Idol und Benoni-Spezialist GM Parligras wollte Torben natürlich gerne auch Benoni aufs Brett bringen - aber der rumänische GM wich dem aus. Nach dieser Ehrbezeichnung kam es zu einem strategischen Kampf im symmetrischen Englisch. An sich war die Stellung bestimmt noch in Ordnung, aber es war immer spürbar, dass Weiß am Drücker war.
Gegen einen Gegner der quasi fast perfektes Schach spielte, geriet Torben Stück für Stück unter die Räder, ohne den einen klaren ersichtlichen Fehler. Mit knapper Zeit folgte dann doch ein Patzer, welche die Leiden abkürzte. Starke Vorstellung vom Gegner, das muss man auch einfach mal anerkennen. Niederlage für Torben
Brett 5, Christian:
Gegen den klassichen Sizilianer bekam Christian zuerst noch das gegnerische Eröffnungswissen vorgesetzt, was schließlich in der typischen Struktur mit schwarzem Doppelbauer für das Läuferpaar endete. Die Stellungen sind gefühlt mit beiden Seiten nicht zu spielen (jedenfalls für mich mit meiner nicht wirklich vorhandenen Erfahrung damit), aber der GM auf der schwarzen Seite konnte mit der entstandenen Struktur überzeugend umgehen. Christian fand keinen wirklichen Ansatz, wie gegen die schwarze Stellung zu spielen ist und als dann seine Bauern anfingen verloren zu gehen, fehlte auch noch die Kompensation dafür.
Verloren war die Stellung sowieso, aber dank einer eher selteneren Zeitüberschreitung überstand Christian nicht einmal die Zeitnotphase. Niederlage für Christian
Brett 3, Johannes:
Das Spiel von Johannes gegen den Königsinder vom bislang eine starke Saison spielenden Großmeister Pavlidis von Remagen wird sicherlich keine Nachahmer inspirieren. Für mich schon fast überraschenderweise war das gar nicht so schlimm, wie es von außen aussah und Johannes hielt sich gut in der Partie. Den schwarzen Angriff neutralisierte er im wesentlichen auf Kosten eines nicht besonders relevanten Bauern und es kam ein Schwerfigurenendspiel aufs Brett:
27...Dxf3 geht wegen 28.Dxg6+ nicht, aber mit der Kontrolle des Weißen über die e-Linie nach zum Beispiel nach 27...Dg5 28.Te2 gefolgt von De4 nicht zufrieden, griff der GM in die Trickkiste und zog 27...d3??, was selbst nach 28.Df2 mit nachfolgendem Gewinn des d-Bauern nicht wirklich Vorteil versprach.
Doch Johannes war taktisch sehr aufmerksam und fand die Zugfolge 28.Te8+! Kh7 29.Th8+!!, wonach der schwarze König auf die lange Diagonale muss: 29...Kxh8 30.Dc3+und anschließend kann Weiß mit 31.fxg4 die Dame einstreichen.
Das wollte sich der Schwarze nicht mehr zeigen lassen und Johannes schlug einen fast 2600er Großmeister! Sieg für Johannes
Nach der Zeitkontrolle durften noch zwei Spieler leiden:
Brett 4, Felix:
Mein Gegner eröffnete mit 1.b3 und ohne sonderliche Ambitionen auf Eröffnungsvorteil, höchstens auf welchen von meiner Seite. Ich war nicht unvorbereitet und kam gut in die Partie hinein. Dann kam eine vielleicht schon kritische Stellung:
Hier hatte ich die Chance, mit 13...f4! in die Offensive zu gehen. Tatsächlich geht es erstmal allerdings nicht wirklich weiter und man hat das Loch auf e4 - nur zeigt ein genauerer Blick auf, dass es für Weiß schwierig ist, einen konstruktiven Zug zu finden, während Schwarz deren viele hat (Tae8, Sd8 und c6, um den Springer zu vertreiben zum Beispiel). Schwarz steht besser.
Stattdessen zog ich auch durchaus nachvollziehbar 13...Tad8, was immerhin noch für soliden Ausgleich gut war. Aber es initiierte einen Trend in der Folge, in welcher ich Stück für Stück immer passiver wurde und den Blick immer mehr in die Defensive richtete. Ohne wirklichen Fehler geriet ich so von gefühltem unter langsam richtigen Druck, vor allem als ich taktisch den weißen Hauptdurchbruch zuließ.
Mein Gegner spielte zudem sehr schnell, weswegen ich die partieentscheidenden Probleme am Ende mit wenig Zeit lösen musste:
Hier ist schon einiges passiert und es ist ersichtlich einiges schief gelaufen für Schwarz. Aber noch ist nichts verloren - wenn man korrekt weiterspielt. Mit nur zwei Minuten musste ich entscheiden und entschied mich falsch. Angebracht war 39...gxh5, was strukturell grausig ausschaut, aber insbesondere weder einen weißen h-Freibauern zulässt, noch Weiß schnelles Spiel in die Hand gibt. Schwarz kann sich dann mit Tb8, Le6, Ke7, Kd6 und c5 beginnnen zu konsolidieren, während Weiß in der Zwischenzeit noch zu nichts relevantem gekommen sein kann.
In der Partie folgte 39...g5?? 40.fxg5 hxg5 und jetzt folgte eine Fehlerkomödie im 41. Zug. Wie üblich kam schnell der Zug: 41.Tc5?, was den bereits zu erzielenden Gewinn mit 41.h6 wegwirft (der Bauer sorgt für so viel Ablenkung, dass entweder am Damenflügel oder Zentrum die schwarze Verteidigung fehlen wird).
Ich hatte aber inzwischen auch den Schwachpunkt an meiner Idee entdeckt: Weiß droht, auf c6 so lange zu schlagen, bis die zwei verbundenen Freibauern den Tag entscheiden. So zog ich 41...Tc8?, wonach 42.Tc4 den d-Bauern gewann und Schwarz keine Chance mehr erhielt (es entschied lustigerweise am Ende tatsächlich trotzdem ein Opfer auf c6 die Partie).
Aber es drohte gar nicht so schlimm etwas: 41...Kg7! hätte nachgewiesen, dass die weiße Drohung gar nicht wirklich existiert. Denn niemand zwingt Schwarz nach 42.Lxc6 Lxc6 43.Txc6 den Turm zu nehmen und nach 43...Txa5 ist das Turmendspiel Remis, da Schwarz nach 44.Tc7+ Kh6 rechtzeitig mit dem König den h-Bauern einsammelt. Weiß müsste also nach Alternativen zu 42.Lxc6 Ausschau halten, nur sind die Mangelware, da der h-Bauern verloren zu gehen droht. Niederlage für Felix
Brett 8, Rudi:
Mit dem geliebten 1...g6 kam Rudi ganz ordentlich aus der Eröffnung heraus. Es wurde in ein Endspiel abgewickelt, in welchem es der Großmeister auf der weißen Seite noch wissen wollte. Bei beiderseitiger Zeitnot opferte er einen Bauern, um die schwarze Struktur zu ruinieren. Mit den aktiveren Figuren (mit etwas Optimismus kann man guter Springer gegen schlechter Läufer sagen) war das auch eine gute Idee, doch Kapital vermochte er daraus dann doch nicht schlagen.
Nach der Zeitkontrolle war die Position objektiv ausgeglichen, aber gefühlt eher noch unangenehmer für Rudi, der den Mehrbauern nicht halten konnte. Es musste dann schließlich die Entscheidung fallen, ob man lieber ein Turmendspiel mit Minnusbauern spielen will, oder einen zweiten Bauern gibt, dafür aber Läufer gegen Springer behält. Rudi gab den zweiten Bauern, was definitiv falsch war und schnell verlor. Ob Rudi im Turmendspiel seine Serie von 8 ungeschlagenen Partien in Folge in 1. und 2. Bundesliga gerettet hätte, steht natürlich noch auf einem ganz anderen Blatt. Niederlage für Rudi
Abschließend setze es damit noch einmal eine 2:6 Niederlage, aber immerhin blieben wir auch hier nicht sieglos. Tatsächlich gingen wir sogar noch mit einem besonderen Extra aus dem Wochenende hinaus:
Am Ende steht also ein Mannschaftspunkt und immerhin 30 Brettpunkte, davon 11 Siege - ein Schnitt von 2 pro Match. An die Leistung vergangener Tage, als die Liga noch in vier Staffeln ausgespielt wurde und der Hannoversche SK 1959 Deutscher Meister und noch in der Saison 1974/1975 in der Staffel Nord Zweiter wurde, konnten wir sicherlich nicht anknüpfen, aber im Rahmen unserer Möglichkeiten einer reinen Amateurmannschaft haben wir uns sehr ordentlich verkauft.
Eine lange Saison geht damit für uns zu Ende, das Abenteuer Bundesliga ist abgeschlossen. Wir hatten trotz der Ergebnisse unseren Spaß und Freude an der einmaligen Herausforderungen. Zwar sprangen keine Normen dabei heraus, aber für einige Spieler gab es Siege gegen sehr starke Gegner und wir konnten alle Erfahrung sammeln in der stärksten Liga der Welt.
In der nächsten Saison heißt es dann in der geschrumpften zweiten Bundesliga mit starker Konkurrenz, aber dafür in einer uns angemesseneren Gegnerstärke, zu behaupten. Wir sind nach dem Bundesligajahr gestählt und bereit für diese Herausforderung!
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