Freud und Leid beim Banterblitz

Es wurde bereits angedeutet: bereits vor Carlsen gab es Banterblitz bei chess24 und einen großen Erfolg in Form von Franks Sieg gegen Peter Svidler.
Was besonders beeindruckend dabei ist, ist die scheinbare Leichtigkeit, mit der Frank gewann. Die Eröffnung, Caro-Kann, hätte durchaus auch zu einer eher langweiligen Stellung führen können, doch Svidler wollte nicht um Ausgleich kämpfen, sondern eine zweischneidige Partie kriegen. Interessant wurde die Partie, aber eher nur einschneidig:
 

Frank verschafft sich Sicherheit
Keine Taktik, stattdessen die richtige strategische Idee: wie sollte Weiß vorgehen?


Frank setzte hier korrekt mit 12.Kf1! fort und auf g2 fand der weiße Monarch ein sicheres Plätzchen, während diese Sicherheit Schwarz verwehrt blieb. Noch war Svidler glücklich ob der komplexen Stellung, doch bald sah er sich mit dem Problem konfontiert, dass es nichts für Schwarz zu tun gibt. Frank hingegen spielte sehr genau und limitierte die schwarzen Möglichkeiten immer weiter. Solchermaßen unter Druck gesetzt, beging Svidler dann einen richtigen Fehler:
 

Frank kann zuschlagen
Der Turmzug ist zu langsam. Wie kann Weiß hier die aktuelle Situation entscheidend ausnutzen?


Frank blieb auf der Höhe und ließ Svidler keine Chance. Enger und enger zog sich das Netz zusammen, bis Schwarz hoffnungslos eingeschnürt war. Die letzte Verzweiflungsaktion ging taktisch nicht und so gab Svidler auf. Eine Partie wie aus einem Guss! Gefühlt hat hier Frank wie der 2700er gespielt, eine ganz starke und beeidnruckende Leistung!

Wer die Partie aus Sicht von Svidler auf Englisch sehen möchte, kann dies hier tun, das Video startet bereits an der richtigen Stelle: https://youtu.be/Uh7YZ8pfz94?t=6072

Svidler zum Zweiten

Von meiner Seite aus gibt es auch noch einige Spiele, mit allerdings eher überschaubarem Erfolg. Beginnen kann ich auch direkt mit Franks Gegner, den ich dann etwa 3 Jahre später herausfordern durfte. Anfangs ging es den zu erwartenden Gang: ich wurde - so erschien es mir - langsam überspielt. Positionell sah es nicht lustig aus, daher setzte ich auf Spiel am Königsflügel, welches dank einer Unachtsamkeit Svidlers zu guten Chancen meinerseits hätte führen können:
 

Eine Chance
Wie muss Weiß vorgehen?


Stattdessen lief ich in eine Taktik, nach welcher ich mir nur noch die Aufgabe verblieb:
 

Schwarz gewinnt taktisch
Schwarz zieht und gewinnt


Schade, aber auch wenn dies wieder einmal zeigt, dass selbst solch starke Spieler manchmal Schwächen zeigen, gibt es nur wenige Chancen und im Gegenzug wird so gut wie jeder Fehler gnadenlos ausgenutzt. Den Livekommentar von Svidler gibt es hier: https://youtu.be/2H7UwF4Lil8?t=2014 . Und ja, ich habe wirklich geschrieben, ich muss weg, da ich in der Uni saß und weg musste, bevor diese Banterblitzveranstaltung beendet war.

Viel los beim Banterthon

Danach war eine Weile Pause, bevor ich beim Banterthon meine nächste Chance kommen sah: 4 Großmeister, 72 Stunden Banterblitz. Da muss doch zum einen ein Spiel für mich drin sein und zum anderen dank der zunehmenden Erschöpfung sogar ein Erfolgserlebnis. Doch was dann folgte, nahm fast schon tragikomische Züge an. Nebenher hatte ich - soweit zuhause - immer eine Herausforderung gesendet, doch zuerst war mir kein Glück beschieden. Dann mein erstes Spiel, doch oh weh, ich war gerade beim Abendessen und konnte nur im Nachhinein die abgebrochene Partie bedauern. Der "Verursacher": Loek van Wely. 72 Stunden sind aber eine lange Zeit und beim zweiten Niederländer Jorden van Foreest saß ich dann auch vor dem Bildschirm. Die Partie verlief spannend:
 

Schwarz muss eine Entscheidung treffen
Ist Sxe2+ eine gute Idee?


Korrekterweise gab der Großmeister hier zwei Figuren für Turm und zwei Bauern. Obwohl objektiv alles in Ordnung war, sind die Figuren meist deutlich trickreicher, was der bauernräubernde Niederländer dann leidvoll erfahren musste, als er dank seiner eingeklemmten Dame in einer Gabel landete. Mit der Figur gegen drei Bauern sah es gut aus, doch man ahnt es fast schon: meine Chancenverwertung ist noch mangelhaft. Ich hatte schon abgeschlossen mit den Gewinnbemühungen und war bereit in eine Zugwiederholung zu gehen. Ein weiteres Merkmal von starken Spielern ist aber eben auch ihr unbändiger Siegeswille und so unternahm van Foreest einen unangebrachten Gewinnversuch, der in einer Niederlage hätte enden müssen.
 

Weiß gewinnt einfach
Weiß hat eine Figur mehr. Was sollte er jetzt ziehen, um den Sieg festzuhalten?


Hätte, hätte... Und so musste ich auf einmal noch ums Remis kämpfen, was mir dank knapper Zeit gründlich misslang. Ärgerlich. Der Link: https://youtu.be/ApLihumAz7Y?t=3463

Meine nächste Gelegenheit kam, als Fressinet angefangen hatte, blind zu spielen. Man sollte ja meinen, dass man doch einen Blinden schaffen sollte (ich meinte es anfangs nicht) und es ließ sich auch gut an. In taktischen Verwicklungen griff Fressinet verständlicherweise fehl, wonach ich mit Mehrbauer und besserer Stellung völlig auf Gewinn stand. Diese Großmeister sind aber auch zähe Verteidiger und sehr schlüpfrig. Der Franzose kreierte Probleme und man weiß inzwischen sicherlich was passiert: ich verpatze es mal wieder...
 

Eine letzte Chance
Vorher habe ich meine Chancen nicht genutzt, jetzt habe ich das letzte Mal die Gelegenheit trotz Minusfigur eine Stellung zu erhalten, die nur Schwarz gewinnen kann. Was ist der richtige Weg?


Eine Figur weg, Gegenspiel war auch rar gesät, meine einzige Hoffnung war die Zeit. Loek van Wely wurde in Zeitnot eingewechselt und ließ sich von meinen letzten Schachs verwirren. Ein wichtiger Bauer kam ihm abhanden und ich konnte mich ins Remis retten. Eigentlich ein gewisser Erfolg, aber nach den Chancen trotzdem ärgerlich. Das Video findet sich hier: https://youtu.be/ObA2IQAjtX8?t=4818

Der Tragikomödie zweiter Teil: ich bin zuhause und erwarte die Annahme meines Angebotes. Dann klingelt es an der Tür. Da muss ich hin, es ist der Postbote. Schnell die Post annehmen und zurück hasten. Glück gehabt, mein Angebot wurde noch angenommen. Ein paar Minuten später klingelt es an der Tür, es ist der Nachbar. Ein Paket ist fälschlich bei den Nachbarn gelandet. Jetzt habe ich mein Paket, aber leider auch eine abgebrochene Partie gegen van Wely...
Am nächsten Morgen, kurz bevor ich weg muss, habe ich noch Zeit für eine Partie. Mit wenig Hoffnung schicke ich meine Herausforderung. Welch Überraschung: van Wely nimmt an und ich bin da. Die Partie beginnt und ich brauche nur 11 Züge, um einen Bauern einzustellen. Einziger Lichtblick sind die ungleichfarbigen Läufer. Doch anstatt still zu halten, greife ich an und werde gnadenlos ausgekontert. Meine schwächste Partie, doch wer möchte, kann sich van Welys Kommentar anschauen: https://youtu.be/yYQz0WrFaOM?t=10390

Erfolglose Versuche gegen Gustafsson

Jan Gustafsson, den letzten der vier Banterthongroßmeister, erwische ich leider nicht. Doch da er der bei weitem umtriebigste Banterblitzspieler ist, stehen die Chancen gut, an anderer Stelle eine Partie gegen ihn zu bekommen. Es gelingt mir auch diese zu erhalten und mit aktivem Spiel schaffe ich es sogar mehr als auszugleichen. Dummerweise nur, wenn ich die richtige Entscheidung fälle:
 

Schwarz hat die Wahl
Schwarz muss sich entscheiden: den g-Bauern tauschen (gxh3) oder decken (h5 oder Dg6). Was ist richtig?


Doch ich griff daneben und stand kurz darauf in einem Endspiel mit Minusbauern da. Meine Gegenwehr fiel dann auch nicht zu groß aus. Schon etwas bedauerlich...
Das Video findet sich hier: https://youtu.be/QjuIBlj9oR4?t=4353

Meine Möglichkeit zur Revanche bekam ich dann am Internationalen Tag zur Beseitigung der Rassendiskriminierung. Besonderheit: Schwarz zieht als Erster! Das ist ungewöhnlich und ich kam nicht gut damit klar. Zu groß meine Verwirrung, ich konnte meine Eröffnung nicht richtig übertragen und stand schnell mit einer Minusqualität und verlorener Stellung da. Zu früh aufgeben wollte ich nicht, mehr als das Unausweichliche hinaus zu zögern gelang mir aber ebenfalls nicht. Wer sich so etwas antun möchte, hier kann man die Partie sehen: https://youtu.be/chIdc6n1gJ0?t=5559

Revanchepartie gegen Carlsen

Damit verbleibt zum Abschluss noch meine zweite Partie gegen den Weltmeister Carlsen. Natürlich war ich wieder hoch motiviert, als der nächste Termin bekannt gegeben wurde. Entweder ich bin schlecht darin, dies mitzubekommen oder er wurde nur sehr kurzfristig (1 Tag vorher) angekündigt. Jedenfalls befand ich mich zu diesem Zeitpunkt in der Universität mit dem Laptop. Meine Hoffnung eine weitere Partie spielen zu dürfen war nicht so klein, denn bestimmt wollte Carlsen doch Revanche. Anfangs konnte ich nur zuschauen und ich hatte schon fast aufgegeben, da nahm er mich zur letzten Partie an.
Erneut Weiß, doch diesmal hatte Carlsen kein Interesse an der vorherigen Benonistruktur. Gerne würde ich jetzt ein live aufgenommenes Video zeigen, allerdings habe ich es geschafft, nur vorher und nachher aufzunehmen... Die äußeren Bedingungen sprachen nicht gerade für mich, denn in der Uni hatte ich keinen richtigen Sitzplatz und die Maus hatte ich auch vergessen. Deswegen hatte ich mir fest vorgenommen, zügig zu spielen. Anfangs klappte das auch ganz gut und da Carlsen dank seines Redehandicaps nicht so schnell spielte, konnte ich mir etwas Zeitvorsprung erspielen. Das lag aber hauptsächlich daran, dass Carlsen hier eine gute Möglichkeit verpasste und danach etwas länger überlegte:
 

Schwarz kann aktiv werden
Schwarz hat noch nicht rochiert. Sollte er sich weiter entwickeln, oder geht noch etwas anderes?


Mir gefiel meine Stellung (obwohl objektiv in Ordnung) auch nicht mehr so sehr und im Rückblick verbrauchte ich dann viel zu viel Zeit, um dann doch meinen ersten Gedanken zu spielen. Mit beiderseits geringer werdender Bedenkzeit ging Carlsen gegen sein Gefühl in die Offensive. Das gab mir unerwartet wieder Chancen und schon bald stand ich völlig auf Gewinn. Nur noch ein richtiger Zug und Schwarz wird eine Figur verlieren:
 

Weiß kann einfach Material gewinnen
Der Sf2 hat sich verlaufen. Wie kann Weiß ihn gewinnen?


Leider war ich ja ohne Maus und fast ohne Zeit. Da hatte schon der Panikmodus begonnen und so ging ich an der Gelegenheit vorbei. Ob es mit meiner zu knappen Zeit ausgereicht hätte stünde aber sowieso noch auf einem anderen Blatt. Im letzten Ausblitzen stand ich dann wieder total auf Gewinn, doch meine Zeitüberschreitung war nicht zu verhindern. Genau entgegengesetzt zum letzten Mal. Zwar kann ich mich hier auch ärgern, doch überwiegt die positive Seite, dass ich eine größtenteils gute Partie gespielt habe und Carlsen erneut auf der Schippe hatte. Ob es wohl noch zum dritten Aufeinandertreffen kommt?
Den Weltmeister zur Partie kann man hier hören und sehen: https://youtu.be/5W3rgC7tEac?t=3784

Die Partien haben zur besseren Erkennung die richtigen Namen der beteiligten Spieler, die Zahlen entsprechen jedoch denjenigen auf chess24.

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1.e4 c6 2.Nf3 d5 3.Nc3 Bg4 4.d4 e6 5.h3 Bh5 Svidler möchte eine spannende Partie, wir können ihm sicherlich dankbar sein dafür! 5...Bxf3 ist der solidere, aber langweiligere Weg 6.Bd3 Nf6 7.e5 Nfd7 8.g4 Bg6 9.Bxg6 hxg6 10.Ne2 c5 11.c3 Nc6 12.Kf1! noch folgen beide den meisten Vorgängern Qb6 13.Kg2 Rc8 14.Nf4 damit ist eine neue, komplexe Stellung auf dem Brett cxd4?! 15.cxd4 Be7 Svidler war noch zufrieden, denn Langeweile muss man hier nicht fürchten 16.Rb1 Frank steht aber objektiv bereits eher besser Qa6 17.a3 Frank spielt gut und Schwarz hat Schwierigkeiten, einen Plan zu finden Nb6 Königssicherheit ist auch ein Thema, da eine kurze Rochade selbstmörderisch ist, weswegen Svidler hier auf die Idee der Königswanderung zum Damenflügel kam 18.b3 Kd7?! 19.Nd3 mit logischen Zügen und ohne völlig klar einen schwarzen Fehler benennen zu können, steht Frank inzwischen deutlich besser Rc7? Svidler macht sich berechtigte Sorgen um die neue Idee lg5, doch damit lädt er sich ganz andere Probleme ein 19...Kc7 20.Bg5± ist zurecht als unangenehm ausgemacht 20.Nc5 ist hier nicht mehr überzeugend, denn... Bxc5 21.dxc5 Nd7 ...der Springer hat jetzt dieses Feld zur Verfügung 20.Nc5+! Frank schaltet zum richtigen Zeitpunkt von strategischen Gesichtspunkten zu konkreten Aktionen um 20.Bg5 Nxd4 wäre eine Begründung für Tc7, obgleich Svidler nach der Partie keinen Grund mehr angeben konnte 21.Bxe7 Nxf3 22.Nc5+ Rxc5 23.Bxc5 Nxe5 24.Bd4 Nc6 25.Bxg7± ist aber auch nicht genug 20...Bxc5 21.dxc5 denn jetzt sind die schwarzen Figuren allesamt sehr ungünstig platziert Nc8 22.b4 Qc4 22...b5 drastische Maßnahmen hätten auch nicht mehr gereicht 23.cxb6 Qxb6 24.Bd2+- gefolgt von a4, b5 und der König findet keine Ruhestätte 23.b5 N6e7 24.Be3 Rxc5 Verzweiflung, aber hier ist auch keine Rettung mehr in Sicht 25.Rc1 Eine richtig starke Partie von Frank, in der er Svidler überspielt hat! 1–0
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Frank Buchenau2427Peter Svidler26131–02019B11chess24 online game | blitz
Felix Hampel2351Peter Svidler29390–12019A29
Felix Hampel2755Jorden van Foreest30760–12019A29chess24 online game | blitz
Laurent Fressinet3138Felix Hampel2751½–½2019B06chess24.com
Felix Hampel2751Loek van Wely31970–12019A15chess24 online game | blitz
Jan Gustafsson3130Felix Hampel29251–02019A04chess24 online game | blitz
Jan Gustafsson3183Felix Hampel30101–02019chess24 online game | blitz
Felix Hampel3032Magnus Carlsen32170–12019A31chess24 online game | blitz
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