Harte Kämpfe in der Online Bundesliga

Bei nur zwei Turnieren in der Woche - immer noch viel im Vergleich zu dem sonst üblichen wöchentlichen Spieleabend - wird zwangsläufig auch die Konkurrenz stärker. Sonst haben vielleicht auch mal die Gegner nicht durchgängig ihre Bestbesetzung aufbieten können, inzwischen ist das aber kaum noch der Fall. Ein weiterer Punkt - durchaus umstritten - ist der zunehmende Bekanntheitsgrad der Bundesliga auch international. Eine Regel für eine Teilnahme existiert nicht, es kann jedes Team egal von wo teilnehmen. Einzig der Start von der untersten Liga ist vorgegeben. Das führt inzwischen dazu, dass vermehrt auch internationale Teams in der Bundesliga auftauchen. Bestes Beispiel: der Sieger vom Sonntag, pupilochess, ein südamerikanisches Team. Da diese Diskussion doch einen großen Teil des Chats innerhalb des letzten Turniers einnahm und auch direkte Konsequenzen gehabt hat, darf dieser nicht-schachliche Teil leider auch nicht fehlen.

Einen mehr oder minder kleinen Exkurs, der kurz das Problem vorstellt und eine persönliche Meinung abgibt, kann ich folglich nicht sein lassen.
Mein persönliches Interesse liegt am Schach selbst und aus dieser Perspektive gefallen mir weitere Teams mit starken Spielern automatisch gut. Verständlich ist allerdings der Konflikt der Bezeichnung "Bundesliga" - der impliziert, dass es sich um eine deutsche Liga handelt - mit Teams außerhalb von Deutschland. Der normale Alltag von Bundesligavereinen die keinen einzigen deutschen Spieler einsetzen ist gang und gebe, noch heißen sie jedoch deutsch. Das wiederum ist eine ganz andere Diskussion wo denn eigentlich da der Bezug herrschen soll. Der aktuelle Lösungsansatz die Bundesliga umzubennen (in einfach "Liga" mit einer Zahl) ist hingegen weniger öffentlichkeitswirksam und vernachlässigt auch das deutsche EInmann-Organisationsteam. Ebenfalls ungünstig ist die Tatsache, dass es von Zeit zu Zeit Wettkämpfe von Teams unterschiedlicher Länder gibt (mindestens bereits gegen Schweden und jetzt auch zeitnah gegen die Niederlande) und die Teilnehmer sich über ihre Platzierung in der Bundesliga qualifizieren. Man mag von nationalen Auseinandersetzungen halten was man will, wenn der Växjö SK Deutschland vertritt, dann reibe ich mir auch die Augen. Bevor der Bericht hier in die falsche Richtung ausartet würde ich mich - persönliche Meinung - fragen, ob man nicht die Liga als "offen" bezeichnen kann. Für nationale Wettbewerbe qualifizieren sich folgerichtig deutsche Teams (wie auch bei offenen Meisterschaften die lokalen Platzierungen gesondert betrachtet werden) und man hätte bestenfalls starke Teams und nicht komplett den Ursprung aus den Augen verloren. Wer dabei mitdiskutieren möchte, der sollte sich in folgendes Team eintragen: https://lichess.org/team/orgateam-deutschsprachige-turniere.

Harte Kämpfe gibt es also nicht nur auf dem Schachbrett (oder auch geeigneter auf den Bildschirmen) sondern auch abseits davon. Jetzt aber wirklich zurück zum Schach!
Die Relevanz einer starken Teamleistung lässt sich leicht anhand der beiden Turniere der letzten Woche nachweisen. Am Donnerstag spielten wir mit unserem Topscorer Ilja, dafür aber anfangs nicht mit den nötigen 10 Spielern, am Sonntag hingegen ohne Ilja dafür aber schon recht früh mit einer Besetzung von 10+ Spielern. Im Ergebnis entkamen wir am Donnerstag ungeachtet der beeidnruckenden Leistung von Ilja erst spät dem Abstieg und am Sonntag befanden wir uns durchgehend in der oberen Hälfte, obgleich wir trotz Platz 4 nie wirklich in die Reichweite des Siegers gelangten.

Beginnnen wir chronologisch mit dem Turnier vom Donnerstag (https://lichess.org/tournament/sjm010Me). Wie schon üblich hatte sich so ziemlich niemand vorher eingetragen und 15 Minuten vorher waren wir zu dritt. Dankenswerterweise löst sich das Problem meist noch in den allerletzen Minuten. Ob man für das Wohlbefinden nicht einfach schon früher eingetragen sein kann? Wie dem auch sei, mit der Zeit füllten sich die Reihen und nach der ersten Stunde waren wir sogar vollzählig. Vollzählig im Sinne, dass wir auf jeden Fall 10 Spieler hatten, schließlich können beliebig viele Spieler für unser Team spielen und sich auch noch später anmelden.
Es gab das ein oder andere Missgeschick, wie zum Beispiel folgendes:
 

EIn remises Endspiel
Die Stellung ist eindeutig Remis. Was macht man also? Man bietet Remis. Oder aber man drückt daneben und gibt auf...


Mausslips (also jegliche Probleme bei der Zugausführung die in einem ungewünschten Zug resultieren) waren natürlich auch wieder an der Tagesordnung. Dann gab es noch eine Niederlage wegen eines plötzlich erforderlichen Batteriewechsels der Maus als Teil der Kuriositäten.
Schöne Motive kommen trotz verkürzter Bedenkzeit (3 Minuten pro Partie) immer wieder vor. Man sehe zum Beispiel dieses Partieende:
 

Weiß hat weniger Material
Schwarz hat sich vermutlich schon länger geärgert, dass unser Eloist nicht aufgegeben hat. Nach der letzten Invasion hingegen müsste er das Handtuch werfen. Wieso?


Ein weiterer Gastspieler durfte ebenfalls sich den Traum der allermeisten Schachspieler erfüllen:
 

Mattangriff
Weiß steht vor einer Entscheidung. Nichts Böses ahnend verleibte er sich den Bauern auf d6 ein. Der bekam ihm aber schlecht, denn Schwarz demonstrierte seine mit dem letzten Zug geplante Idee. Welche?


Manchmal kann Schach auch ganz einfach sein:
 

Es leigt Matt in der Luft
Den Lc4 hätte Schwarz vorher mal gewinnen könnn, jetzt ist er dessen Untergang. Wie konnte ich mattsetzen?


Insgesamt reichte unser Endspurt bequem aus, uns sichere 30 Punkte vom Abstieg zu entfernen und Rang 5 einzunehmen. Laut der inzwischen existierenden ewigen Bundesligatabelle (https://rochadeeuropa.com/ewige-q-bundesliga-tabelle/) ist das zwar schlechter als unser Durchschnitt, der zehrt aber noch von unseren anfänglichen Siegen.

Am Sonntag (https://lichess.org/tournament/0lhLSLjE) ging es von Anfang an wieder vollzählig los, am Ende waren wir 17 statt der 13 Spieler vom Donnerstag. Mit der langsameren Zeitkontrolle von 5 Minuten kamen wir ganz gut zurecht: unsere Leistung war besser als zu vor und wir mussten uns keine Sorgen machen. Mit Ilja wäre vielleicht auch noch Rang 2 in Reichweite gewesen, man erahnt schon, was wir vielleicht mal schaffen könnten mit wirklich maximaler Schlagkraft.
Man kann immer wieder erstaunt sein, was alles noch möglich ist:
 

Upps, da geht was verloren
Es ist unschwer zu erkennen, dass der letzte weiße Zug kein gute Idee war. Trotz Minusturm gewann Weiß übrigens am Ende durch Matt!


Aus dem eigenen Wirken kann ich ebenfalls noch etwas präsentieren:
 

Ein Endspiel
Der letzte schwarze Zug hat ein Problem eröffnet. Welches und wie lässt es sich ausnutzen?

 

Ein Endspiel mit Potential
Weiß wähnte das Remis bereits in der Tasche, eine verfrühte Schlussfolgerung. Wie lässt sich der Irrtum aufzeigen?

 

Ist Schwarz Matt?
Meine eigene Kategorie Wunder. Auf den ersten Blick sieht es reichlich ungemütlich für den schwarzen König aus. Ist da noch was zu retten? Bonusfrage: wie müsste Weiß nach dem besten Versuch fortsetzen?


Es geht hoch her und wer auch Interesse hat, hier (https://lichess.org/tournament/oGeaCHx7) ist der Link zum nächsten Turnier.
Wir freuen uns aufs nächste Mal!

Lösungen:

1. Nach 1.Txf7! droht Matt auf der Grundreihe, weswegen Schwarz sich nicht die doppelt hängende Dame gönnen kann und zum schwarzen Unglück: die schwarze Dame hängt. Stattdessen kam das Motiv der Grundreihe auf andere Art zum Tragen. Partielink: https://lichess.org/2OljRcaB/white#78

2. Ein Damenopfer ist doch ein Traum: 1...Dg3+! 2.Sxg3 hxg3# Partielink: https://lichess.org/hFR466Iw/black#70

3. Kein Damenopfer, aber mit dem Turm"opfer" 1.Txh7+ ist es aus: 1...Kxh7 2.Dh5# Partielink: https://lichess.org/KDBy4lFk/white#40

4. Der König verstellt dem Le6 den Rückzug. Um das auszunutzen muss zuerst der störende Sh6 vertrieben werden: 1.Lg7! Sg8 und jetzt geht 2.f5 wonach der Läufer seines Rückzuges beraubt verlustig geht. Partielink: https://lichess.org/MQCeSNLD/white#42

5. Es handelt sich nur vordergründig um eine Festung. Nach 1...axb3 2.axb3 lässt sich Fortschritt mit dem Läuferpfer 2...La4 erzielen. Schlägt Weiß den Läufer, so ist der b-Bauer durch und sonst ist der b3 verloren, wonach erneut der b-Bauer entscheidet. Partielink: https://lichess.org/QVV70LZq/black#85

6. Es ist auch ungemütlich und der Rechner sieht den Weißen vorne. So leicht ist es allerdings nicht. Wer sich nicht beeindrucken lässt, sondern mit 1...Da1+ 2.Kd2 Dxb2 das Gegenspiel in Gang bringt, hat noch gute Karten. Den Vorteil festhalten kann der Weiße nämlich nur mit dem paradoxen 3.Te4! was die wichtige e-Linie unter Kontrolle bringt. In der Partie folgte 3.Dxf7+ und ich verpasste letztlich sogar die Möglichkeit zu mehr als dem Dauerschach. Partielink: https://lichess.org/8pwQrYB7/black#41

Kommentare

T

Was die Quarantänezeiten nicht alles bewirken - auf einmal kloppen sich internationale Teams um die Teilnahme auf Lichess. :) Das hättste vorher mal jemand erzählen sollen. Die Problematik mit der Bundesliga, auch der "offline" Variante kann ich nachvollziehen. Das ist beim Schach sowieso schon wesentlich krasser als z.B. beim Fußball.

Neuen Kommentar hinzufügen