Am Jahresanfang stand wie immer die niedersächsische Landeseinzelmeisterschaft an. Ein Event dieser Größe lockte - wie in der Turniervorschau bereits erwähnt - über ein Dutzend unserer Vereinsmitglieder an. Damals schrieb ich noch von 16 in den Turnieren plus ein weiterer im Schnellschach. Die Zahl erwies sich in der Realität als überholt (Abgänge im C- und B-Turnier), aber dank unerwarteter Verstärkung im Schnellschach erreichten wir insgesamt doch 16 Teilnehmer.
Hier kann man kaum so leicht eine umfassende Zusammenfassung schreiben, weswegen es auch Eindrücke aus verschiedenen Blickwinkeln geben wird. Den Anfang macht hier die allgemeine Übersicht.
Schnellschach:
An Neujahr dem klassichen Schach vorgelagert hatten wir überraschend noch neben Frank noch Anthony und dessen Bruder Niko gestellt. Mit den beiden IMs Ilja und Dennes, sowie dem IM-Anwärter Anthony (nur noch eine Norm fehlt!) war schnell klar, dass in der Spitze der Lister Turm dominieren würde. Im Endergebnis gesellte sich noch Tobias zu einem beeindruckenden Viererschlag an der Spitze hinzu: Ilja schob sich nach zweiter Feinwertung und einem Schlussrundensieg an den friedlich remisierenden Dennes und Anthony vorbei, Tobias führte das Verfolgerfeld an. Damit stand der erste Landesmeister des neuen Jahres fest, Glückwunsch an Ilja!
Erwähnenswert ist auch das starke Abschneiden von Nico, der nach etwa 14 Jahren Schachabstinenz sich mit gleich drei Punkten stark zurückmeldete! Die Jugend bewies auch anderweitig schon, dass sie hoch hinaus will: Robert Elsner von den Schachdrachen Isernhagen mit Sieg gegen Tobias und Remis gegen den späteren Landesmeister spielte ein starkes Turnier. In den Top 20 fanden sich neben vorigem mit Torben Knuedel, Christian Hartogh, Soeren Evering, Sreyas Payyappat, Sophia Brunner und Thore Meiwes eine ganze Reihe an jüngeren Spielern.
Persönlich hatte ich nur die letzten beiden Runden mitbekommen und hängen geblieben ist leider nichts mehr. Die Ergebnisse können auf der Turnierseite des NSV eingesehen werden: http://nsv-online.de/turniere/lem2020/?ak=Schnellschach.
Hauptturniere:
Hier spielten etwa 270 Schachbegeisterte 7 Runden über 4 Tage verteilt. Für den groben Überblick verweise ich mal wieder auf die Turnierseite (http://nsv-online.de/turniere/lem2020/), ein Abschlussbericht findet sich auch auf der NSV-Seite: http://nsv-online.de/2020/01/abschlussbericht-lem/.
Bereits vorneweg: im Meisterturnier gelangten zwei unserer Spieler aufs Podium, darunter erfreulicherweise auch der alleinige Wiederholungssieger und Landesmeister Tobias Vöge! Über das B-Turnier wird einer der Teilnehmer (Andreas, vielen Dank schon mal an dieser Stelle!) seine eigene Sicht darlegen, der Sieger Tobias hat ebenfalls schon einen Bericht angekündigt. Ich will diese Gelegenheit nutzen, um mein Turnier Revue passieren zu lassen.
Angereist war ich lieber am späten Nachmittag des 1. Januars, Silvester hätte mir doch die Freude am Schnellschach erheblich verdorben, als Zuschauer war es dann deutlich entspannter. Im Hotel zu wohnen hatte zweifellos erhebliche Vorteile, wie zum Beispiel den kurzen Weg zum Spielsaal. Recht gut erholt ging es dann am nächsten Morgen zur Anmeldung und zur ersten Runde. Noch ahnte ich nichts Böses, aber dann nahm das Unglück seinen Lauf. Wer die Ergebnisse studiert hat, könnte sich bereits freuen oder wundern ob meines ästethisch ansprechenden Resultats, welches doch mindestens ungewöhnlich ist. Ein einziger Sieg eingekesselt von Remisen war meine traurige Abschlussbilanz mit der ich in der Gesamtrechnung trotzdem noch auf dem 8. Platz landete, vermutlich den herausragenden Leistungen der Spitzengruppe zu verdanken. Lange habe ich gerätselt, welches Meerestier ich wohl wäre, für dieses Turnier weiß ich es: der Walhai. Keine Gefahr für meine Gegner (gut, mein Viertrundengegner wird es eher anders sehen), aber dabei hatte ich anfangs (am ersten Tag) durchaus gute Chancen:
Böhme - Hampel:
Hampel - Stotyn:
Gefunden habe ich keinen von beiden, stattdessen verlor ich fast noch die erste Partie (mein Überleben verdankte ich nur dem Chancenwucher meines Gegners) und die zweite Partie ließ ich dann zu schnell verflachen. Dabei hatte gerade diese meinen Lieblingszug des Turniers beinhaltet:
Nach diesem unerfreulichen Turnierstart schaffte ich es dann nach perfekter Vorbereitung die durchaus aussichtsreiche Stellung sehr schnell zu einem forcierten Remis zu verschandeln. Wenigstens am Nachmittag gelang mir dann eine gute Partie in welcher ich meine Chancen nutzte, die mir allerdings mein Gegner auch in mehr als ausreichender Menge anbot. Dann kam der dritte Tag...
Ermel - Hampel:
Anstatt hier auf Gewinn spielen zu können, sah ich mich bald einer etwas schlechteren Stellung gegenüber, in der mein Gegner mir dann auch noch wenig dankenswert Remis bot. Einen guten Weg um sinnvoll weiterzuspielen sah ich nicht, womit jegliche Hoffnungen auf einen Endspurt dahin waren.
Als Ergebnis bekam ich dann auch noch Torben, der mich in der Eröffnung überraschte. Mein Versuch, dass Läuferpaar zu gewinnen war nicht von Erfolg gekrönt und so hatte ich keine sonderlich große Hoffnung übrig. Torben ist ein schlauer Spieler und erwischte mich vor einer folgenschweren Entscheidung (kurze oder lange Rochade) mit seinem Remisangebot genau richtig. Ich kam ins Grübeln und fand bald an jeder Ecke ein Haar in der Suppe, wonach mit deutlich geschwundenem Zeitpolster das Remisangebot irgendwann zu verlockend wurde.
Ich erkannte mich kaum wieder, doch zur Krönung bekam ich dann zum Abschluss noch Schwarz gegen unser Brett 1 Dennes. In der Partie setzte ich auch direkt die Eröffnung in den Sand. Chancen sind aber oft rar gesät und nachdem Dennes seine nicht nutzte, fing er bereits (nicht ganz zu Unrecht) an sich Sorgen zu machen. Ich hingegen wähnte mich noch im Verteidigungsmodus und hatte noch gar nicht richtig begriffen, dass doch auch mehr drin sein könnte. Von daher nahm ich das dritte frühe Remisangebot ohne großes Zögern an, was mich im Nachhinein doch nicht wenig schmerzt. Obgleich objektiv nicht unbedingt unberechtigt, hätte ich mir mit Weiterspielen auch keinen Schaden zugefügt, in den letzten beiden Partien jedenfalls sicherlich nicht.
Insegesamt kann ich einen leichten Ratingverlust, das Gefühl des Ungeschlagenseins und eine Lektion mitnehmen: frühe Remisen machen mich nicht glücklich. Ein Vorteil hatte es aber doch: ich kam schnell zum Baguetteladen, der den kulinarischen Höhepunkt Verdens darstellt.
Übrigens: wer die Livebretter sehen will, kann dies tatsächlich immer noch bei chess24 tun: https://chess24.com/de/watch/live-tournaments/niedersaechsiche-meisterschaft-2020.
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