Es gab Jahre, in denen die Niedersächsische Senioren-Einzelmeisterschaft eher ein Schattendasein mit wenigen Teilnehmern führte. Vor einigen Monaten stellte ich fest, dass das Turnier 2024 in Sottrum bereits mit 70 Teilnehmern ausgebucht war. Offenbar war es dem Seniorenreferent Hartmut Weist zusammen mit Unterstützern gelungen, ein Turnier zu etablieren, dass mittlerweile eine treue Anhängerschaft besitzt - es fand nun zum dritten Mal in Folge in Sottrum statt, nachdem etliche Jahre andere Ausrichter gewählt worden waren.
Im Gegensatz zu anderen Seniorenturnieren, die meist 9 Runden an 9 Tagen austragen (bei einer höheren Teilnehmerzahl), werden hier 7 Runden an 6 Tagen gespielt. Am zweiten Tag werden Runde 2 und 3 angesetzt. Damit dauert das Turnier drei Tage weniger als die Konkurrenz. Wenn das Turnier so begehrt ist, dachte ich mir, sollte ich auch daran teilnehmen, und kam auf die Warteliste. Zusätzlich reizte mich, dass ich das Nestorenalter erreicht habe. Ein weiterer Teilnehmer vom HSK Lister Turm war Detlef Paashaus.
Nach DWZ lag ein Viertel der Teilnehmer über 1860, die Hälfte zwischen 1450 und 1860, ein Viertel unter 1450. Nach ELO lagen diese "Quartilswerte" bei 1940 und 1720. Meine DWZ lag bei 2179 - Platz 1 der Rangliste. Detlef startete mit DWZ 1779, Rang 26 (nach ELO 1894, Rang 29). Während ich erwartungsgemäß mit 6 aus 7 Platz 1 belegte (DWZ +8, ELO +7), konnte Detlef einen schönen perönlichen Erfolg erringen: Mit 4,5 aus 7 landete er auf Platz 10 und legte ordentlich zu: DWZ +27, ELO +21. Die DWZ-Auswertung der gerade abgeschlossenen Mannschaftssaison liegt z. Z. noch nicht vor.
Obendrein führte Detlef die Ratinggruppe DWZ 1601 - 1800 an. Hier erhält er seinen Preis von Hartmut Weist.
Das Schöne an den Seniorenturnieren ist für jemanden, der in die Jahre gekommen ist, dass auch die Gegnerschaft nicht mehr so stark wie früher ist. Trotzdem müssen die Partien erst einmal gewonnen werden. Es folgt eine kleine Auswahl.
Weiß am Zug: Hier hat Schwarz bereits nach sechs Zügen eine sehr schwierige Stellung. Ich dachte mir, ich stelle ihm eine kleine Aufgabe. Der Plan ging voll auf - Schwarz gab drei Züge später auf. Ich weiß nicht, ob ich schon mal in einer ausgekämpften Turnierpartie in weniger als 10 Zügen gewonnen habe - verloren habe ich so schon.
Weiß am Zug: Die schwarze Stellung ist sturmreif. Wie realisiert Weiß seinen Vorteil?
Weiß am Zug: Wer ein Turnier gewinnen will, muss auch mal etwas weiter rechnen. Weiß muss hier alles sehen bis zu der Stellung, in der Schwarz aufgeben kann.
Weiß am Zug: Schwarz wurde langsam zusammengeschoben. Jetzt macht Weiß seinen Vorteil klar.
Schwarz am Zug: Darf Schwarz mit Td5-d3 den Bauern c3 ins Visier nehmen? Oder kommt der Turm nach Le3-d4 abhanden?
Vor 100 Jahren, am 08. November 1924, wurde der Niedersächsische Schachverband gegründet - lange vor dem Land Niedersachsen. Der dritte Meister des NSV wurde 1926 Johannes Gigas. Er wurde 1967 der erste Seniorenmeister des NSV. Anfang der 1960er-Jahre war er mein großer Schachlehrer.
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